Spuren neu ausgewertet

Späte Sühne: Frauenmord ist nach 26 Jahren geklärt

Österreich
08.12.2017 08:16

Kein Opfer ist je vergessen - wie in der bekannten amerikanischen TV-Krimiserie "Cold Case" ließen auch die Ermittler in Niederösterreich in einem Mordfall um eine Witwe aus dem Jahr 1991 nicht locker. Mit Erfolg: 26 Jahre später sitzt nun ein Verdächtiger auf der Anklagebank! Der einstige Zusteller einer Bäckerei soll die damals 69-jährige alleinstehende Frau in ihrem Haus erschlagen und am Tatort dann Feuer gelegt haben.

Rückblick in den Juni 1991: Als eine besorgte Bekannte von Maria Hiesel das Haus Nummer 13 in der "Bonna" im niederösterreichischen Pressbaum betrat, roch es verbrannt. In der Küche prallte die Freundin entsetzt zurück: Auf der Sitzbank lag die Leiche der 69-Jährigen. Das Opfer hatte seinem Mörder die Türe geöffnet. Der Täter hatte die verwitwete Landwirtin zuerst besinnungslos gewürgt und dann mit einer Mineralwasserflasche erschlagen.

Der Fall "erkaltete" über die Jahre langsam. Doch die Mordermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich hatten das Opfer nie vergessen - jetzt, 26 Jahre danach, die späte Sühne! Wie Vizepräsidentin Andrea Humer vom Landesgericht St. Pölten der "Krone" bestätigte, geht der spektakuläre Mordprozess am Montag in einer Woche über die Bühne. Die Aufklärung des mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegenden Kriminalfalls liest sich in den Justizakten wie das Drehbuch einer "Cold Case"-Folge.

Fingerabdruck mit modernster Methode sichtbar gemacht
Spezialisten konnten einen Fingerabdruck auf einem Wasserglas mit modernsten fototechnischen Methoden praktisch wieder sichtbar machen. Beim Durchjagen durch den Computer dann ein Treffer: Ein heute 55-jähriger Österreicher war schon wegen diverser Delikte registriert. Mittlerweile arbeitslos und alkoholsüchtig, wurde der Obdachlose - er leugnet - verhaftet.  Er hatte damals Maria Hiesel immer wieder mit Brot und Semmeln aus einer nahen Bäckerei beliefert, die Witwe war deshalb arglos, als ihr Killer anklopfte ...

"Ich dachte, der Täter wird nie gefasst" 
Beim "Krone"-Lokalaugenschein deutet nichts mehr auf die Bluttat von 1991 hin: Haus 13, in dem Hiesel getötet wurde, ist längst abgerissen worden. Nur noch eine rüstige Pensionistin aus der Nachbarschaft erinnert sich an den Mord: "Ich dachte, dass der Täter nie gefasst wird."

Christoph Budin und Stefan Steinkogler, Kronen Zeitung

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