„Krone“ zu Besuch

Stronach: „Ganz Europa geht den Bach hinunter“

Österreich
28.12.2017 09:56

Ein Energiebündel mit 85. Wie geht das? Frank Stronach, der Weizer Bua, der auszog, die Welt zu erobern, sprüht noch immer vor Ideen. Im Gespräch mit "Steirerkrone"-Politik- und Wirtschaftschef Gerhard Felbinger erzählt Stronach, wie er die Heimat sieht, über seine Sicht der Innenpolitik und über die Befürchtung, dass Europa den Bach hinuntergehe. Stronach privat gibt's auch: worauf er besonders stolz ist, das größte Glück, die größten Enttäuschungen. Und wie er sich fit hält: "Nicht mit Golfen, das kann ich auch noch spielen wenn ich alt bin."

"Krone: "Herr Stronach, ganz banal, wie geht es Ihnen?"
Frank Stronach: Zuerst einmal, sag Frank zu mir. Und danke, mir is jetzt zwar a bissl magenschlecht, aber sonst gut.

Frank Stronach (Bild: Jauschowetz Christian)
Frank Stronach

Du bist Weltbürger, aber was ist Österreich, was ist die Steiermark für dich?
Nach wie vor Heimat, da hab ich meine Wurzeln, die ich nicht vergesse. Auch nicht den Sterz, mit dem ich aufgewachsen bin, dreimal am Tag hat's den gegeben. Und natürlich mag ich das Kernöl und unseren steirischen Wein. Am liebsten den Sauvignon Blanc Zieregg vom Tement, das ist schon ein feines Tröpferl.

Einen kleinen Schlenker zur österreichischen Politik. Verfolgst du sie noch, wie siehst du Kurz und Strache?
Politik weniger! Den Kurz, den kenn ich schon, ich glaub, er will viel anders machen, Strukturen aufbrechen, ob das gelingt? Er wird viele gegen sich haben.

Du hast viel Geld ins Team Stronach gepumpt, bereust du dein Engagement? Oder, anders gefragt, was waren die Fehler?
Na, bereuen tu ich gar nix. Aber das möchte ich auch sagen: Mein Gewissen hat mir damals gesagt, Frank, mach was in der Politik. Wenn ich so zurückblicke, dann hätte ich das ein bisserl anders gemacht. Ich hab den Käfig zu wild gerüttelt. Aber ich hab ja auch schon ein gewisses Alter und wollte einiges durchsetzen. Und dann möchte ich noch etwas Wichtiges sagen: Ich war ein paarmal sehr persönlich und das tut mir sehr leid, für das möchte ich mich auch entschuldigen. Ich hab nur das System angreifen wollen. Ich kenne die meisten Politiker, sie sind alle recht nett, aber sie sind halt Gefangene des Systems.

Wie siehst du die europäische Entwicklung? Du hast einmal gemeint, Europa gehe den Bach hinunter.
Hundertprozentig!

Warum?
Weil jetzt Millionen Flüchtlinge kommen. Ganz Afrika kommt da rein, da hast du kein Europa mehr, so wie es einmal war.

Was sollte man dagegen tun?
Es ist fast schon zu spät, die Schleusen sind weit offen. Ich hab schon vor Jahren gesagt, es braucht Schutzzonen für Flüchtlinge außerhalb Europas.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Du kennst Donald Trump persönlich. Was hältst du vom US-Präsidenten?
Der will was tun für sein Land, das ist im Großen und Ganzen in Ordnung. Aber er hat auch mit Verfilzung und Bürokratie zu kämpfen.

Du hast in den späten 80er-Jahren die Steiermark als Standort entdeckt. Nur aus Sentimentalität? Oder hast du auch an die Kraft und Innovationsfähigkeit der Steirer geglaubt?
Ja, meine Steirer, wenn man den Leuten gute Rahmenbedingungen schafft, dann ist da ein sehr, sehr großes Potenzial.

Was glaubst du, muss ein junger Mensch mitbringen, um heute Erfolg zu haben?
Eine gute Einstellung, sich Wissen aneignen und viel persönlichen Einsatz.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Was war die größte Enttäuschung in deinem Leben?
Enttäuschung gab es eigentlich nicht, das ist negative Energie. Da sag ich höchstens: Hm, warum ist das so passiert, welche Fehler habe ich gemacht?

Und dein größtes Glück?
Dass ich, wie ich mit meiner Firma angefangen habe, nie krank war und keinen Unfall gehabt habe.

 Wie viel Geld hast du gerade im Börsl?
Jetzt so an die 1000 Dollar.

Wie ist Weihnachten bei den Stronachs?
Wir feiern daheim in Kanada, in Aurora, da kommen meine beiden Kinder und die drei Enkel, das ist schön. Mit Christbaum und allem Drum und Dran.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Magst du für uns eine kurze Bilanz deines bisherigen Lebens ziehen? War es gut?
Unglaublich, wie ein Traum. Und da möchte ich auch ein bisserl was zurückgeben. Motto: Ich will der Menschheit dienen, etwas dazu beitragen, dass die Gesellschaft besser wird.

Was wünscht sich einer, der alles hat, zu Weihnachten?
Glück und Harmonie in der Familie, das sind die wichtigsten Werte.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Wie hältst du dich fit?
Ich treib schon a bissl Sport und Gymnastik jeden Tag. Aber ganz sicher nicht mit Golfen. Das kann ich dann immer noch spielen, wenn ich alt bin.

Christian Jauschowetz und Gerhard Felbinger, Kronen Zeitung

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