„Aufgenommen wie Sohn“
Mord an 15-Jähriger: Vater des Opfers klagt an
Deutschland steht nach dem tödlichen Messerangriff eines 15-jährigen Afghanen auf seine gleichaltrige Ex-Freundin im rheinland-pfälzischen Kandel noch immer unter Schock. Wie berichtet, hatten die Eltern des Opfers vor zwei Wochen Anzeige gegen den Afghanen erstattet, weil sie um das Wohl ihrer Tochter bangten. Nun sprach der Vater des Opfers erstmals über den Mörder: „Wir haben ihn aufgenommen wie einen Sohn. Er hatte doch sonst niemanden. Aber er hat sie gestalkt und war sehr eifersüchtig", sagte er gegenüber der "Bild"-Zeitung.
Der 15-jährige Afghane führte mehrere Monate lang eine Beziehung mit dem Mädchen. Laut "Bild" war er mehrmals im Haus der Familie seiner Freundin zu Gast. Im April 2016 war er als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Bei der Registrierung gab er an, 15 Jahre alt zu sein. Anschließend lebte er in einer Unterkunft für Asylwerber in der Stadt Germersheim, etwa 24 Kilometer von Kandel entfernt. Dort lebte er bis September diesen Jahres, wo er auch in die Schule ging und wo er auch das 15-jährige Mädchen kennenlernte.
"Sie hat ihm geholfen, Deutsch zu lernen"
„Sie hat ihm geholfen, Deutsch zu lernen“, zitierte die „Bild“ eine Freundin des Opfers. Die beiden führten fortan eine Beziehung, das Mädchen stellte ihren neuen Freund wenig später auch ihren Eltern vor. Doch Anfang Dezember ging die Beziehung zu Bruch. Ein Einschnitt, den der junge Mann scheinbar nicht verkraftete. „Er hat sie gestalkt, war eifersüchtig“, sagte der Vater des Mädchens der „Bild“. Mehrfach habe sie der Afghane an der Bushaltestelle abgepasst und ihr gedroht.
Vor gut zwei Wochen erstatteten die Eltern Anzeige wegen Beleidigung, Nötigung und Bedrohung. Das bestätigte die Polizei am Donnerstag. Die Beamten sprachen den Jugendlichen auf sein Verhalten an, verwarnten ihn. Noch am Vormittag des Tattages bekam er eine Vorladung wegen der Strafanzeige persönlich ausgehändigt. „In aller Regel fruchten solche Ansprachen auch“, sagte Polizeivizepräsident Eberhard Weber am Donnerstag. Ein fataler Irrtum.
Mittwochnachmittag traf der junge Afghane offenbar zufällig in einem dm-Markt in Kandel auf seine Ex-Freundin. Mit einem 20 Zentimeter langen Küchenmesser stach er brutal zu. Mitarbeiter und Kunden des Drogeriemarktes überwältigten ihn, bis die Polizei kam. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Das Mädchen starb im Krankenhaus an seinen Verletzungen.
Afghane war polizeilich bekannt
Der Jugendliche war bereits wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung auf einem Schulhof polizeilich bekannt. Nach einer Beleidigung soll er mit der Faust zugeschlagen haben. Gegen den 15-Jährigen, den die Staatsanwaltschaft für strafmündig hält, erließ ein Richter Haftbefehl wegen Totschlags. Er kam in eine Jugendstrafanstalt. Die Ermittler wollen nun auch prüfen, ob Mord als Vorwurf infrage kommt.
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