Merkels Ansprache
„Ich danke Polizisten, die heute für uns da sind“
Angesichts eines erstarkten politischen Randes in Deutschland hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Zusammenhalt in der Bevölkerung aufgerufen. Sie wünsche sich, "dass wir uns wieder stärker bewusst werden, was uns im Innersten zusammenhält", sagte Merkel in ihrer Neujahrsansprache. Sie wisse, dass sich derzeit viele Bürger Sorgen über den Zusammenhalt in Deutschland machten, fuhr sie fort. Deshalb bedankte sie sich vor allem bei allen Polizisten, "die auch heute für uns da sind".
"Manche sprechen gar von einem Riss, der durch unsere Gesellschaft geht." Der Erfolg und die Zuversicht auf der einen, aber auch die Ängste und die Zweifel auf der anderen Seite - "beides sind Realitäten in unserem Land", sagte Merkel. "Ich danke deshalb an dieser Stelle ganz besonders den Polizistinnen und Polizisten, die auch heute Abend für uns da sind und zum Beispiel die vielen Silvesterfeiern im Land schützen, wie auch den Soldatinnen und Soldaten, die hierzulande oder in den Auslandseinsätzen ihren Dienst für unser Land tun."
"Im neuen Jahr zügig eine stabile Regierung bilden"
Die Politik habe den Auftrag erhalten, die Herausforderungen der Zukunft anzugehen und dabei die Bedürfnisse der Bürger im Auge zu haben. "Diesem Auftrag fühle ich mich verpflichtet - auch und gerade dazu, für Deutschland im neuen Jahr zügig eine stabile Regierung zu bilden", sagte die amtierende Kanzlerin.
Bei der Bundestagswahl im September war die rechtspopulistische AfD mit über zwölf Prozent ins Parlament eingezogen. Die Regierungsbildung tritt seit Monaten auf der Stelle. Nachdem die Gespräche zur Bildung einer "Jamaika"-Koalition gescheitert waren, wollen Union und SPD im Jänner mit Sondierungen über die mögliche Bildung einer großen Koalition beginnen.
"Die Welt wartet nicht auf uns", sagte Merkel in ihrer Neujahrsansprache. Jetzt müssten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass es Deutschland auch in 15 Jahren gut gehe. Dabei sei der Leitgedanke der sozialen Marktwirtschaft ein guter Kompass, sagte die Kanzlerin. Wichtig sei nicht nur, Jobs zu sichern und zu schaffen und die Gesellschaft auf den digitalen Fortschritt vorzubereiten, sondern auch, Familien in den Mittelpunkt zu stellen und eine würdevolle Pflege zu ermöglichen.
"Das Gemeinsame in den Vordergrund stellen"
In der Gesellschaft müsse wieder "deutlicher das Gemeinsame in den Vordergrund" gestellt werden, mahnte Merkel ein. Das bedeute vor allem Achtung vor dem Anderen. Um Zusammenhalt gehe es auch in Europa. Die Europäer müssten ihre "Werte solidarisch und selbstbewusst nach innen wie nach außen vertreten", sagte Merkel weiter. "Deutschland und Frankreich wollen gemeinsam dafür arbeiten, dass das gelingt, und so dazu beitragen, Europa für die Zukunft fit zu machen."
Die seit Monaten nur noch geschäftsführende Kanzlerin hatte sich über Weihnachten ein paar Tage zurückgezogen. Kurz vor dem Jahreswechsel kehrte sie nach Berlin zurück, um ihre traditionelle Ansprache aufzuzeichnen. Es ist bereits Merkels 13. Rede zum Jahresende - aber ihre erste ohne richtige Regierung. Ihre letzte Neujahrsansprache Ende 2016 war unter dem Eindruck der Terroranschläge von Würzburg, Ansbach und Berlin gestanden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.