Der Terrorist "Achmed der Syrer" kam 2015 über die Balkanroute nach Europa, nach erfüllter Mission wollte er dann in seine Heimat fliehen: Die österreichische Bundesregierung sponserte dafür das Flugticket nach Ankara, eine Hilfsorganisation zahlte 50 Euro an Steuergeld als "Starthilfe" aus. "Achmed" baute die Bomben für die Terroranschläge in Paris (2015) und Brüssel (2016).
Die französischen Journalisten Boris Thiolay und Jeremie Pham-Le von der Zeitung "L'Express" haben aufgedeckt, dass der Bombenbauer am 16. November 2015 von Wien-Schwechat nach Istanbul und später weiter nach Ankara flog. "Achmed der Syrer" ist freilich nicht sein richtiger Name, dieser lautet Ahmad Alkhald. Er reiste auch noch mit zwei weiteren Identitäten: Mohammed Navar Alquadhi (Iraker) und Yassin Noure (Belgier).
Von Rakka nach Europa
Gemeinsam mit zwei Mittätern war er 2015 von Rakka aus quer durch Europa bis nach Brüssel gereist. Ihre erste Fahrt führte sie mit dem Bus von der damaligen IS-Hochburg ins türkische Izmir. Von dort ging es am 20. September 2015 im Schlauchboot mit 50 Flüchtlingen auf die griechische Insel Leros, wo sie sich erstmals unter falscher Identität als Flüchtlinge meldeten. Damals wurden auch ihre digitalen Fingerabdrücke registriert.
Selfie aus Wien gepostet
Drei Tage später ging es mit einer griechischen Fähre in die Hauptstadt Athen. Zeugenaussagen zufolge sprach Alkhald mit typisch syrischem Akzent. Von Athen reiste das Trio über Mazedonien und Serbien nach Wien, wo es am 28. September ankam. Alkhald postete sogar ein Foto von sich und seinen Begleitern auf Facebook. Über Linz, Salzburg und München reiste die Truppe nach Ulm und meldete sich dort am 2. Oktober erneut als Flüchtlinge.
Mit Terrorschlächter im BMW nach Brüssel
Nach ein paar Tagen im Flüchtlingsheim mieteten die drei ein Zimmer im Ulmer Ibis-Hotel. Salah Abdeslam, einer jener Männer, die das Pariser "Bataclan" stürmten, brachte sie mit einem gemieteten BMW ins berüchtigte Brüsseler Viertel Molenbeek. Ab sofort wohnten die drei Männer in verschiedenen Wohnungen, trafen einander aber immer wieder. Ende Oktober wurde Alkhald in Scharbeek untergebracht, um mit der Hilfe des Marokkaners Najim Naachroui acht Sprengstoffgürtel für die Anschläge in Paris und Brüssel zu bauen. Die Polizei fand nach den Anschlägen DNA-Spuren, die das beweisen. Alkhald gab die Anweisungen, Naachroui half beim Bauen.
Als die Aufgabe erfüllt war, verschwand "Achmed der Syrer" von der Bildfläche und wollte mit dem Zug zurück nach Griechenland reisen. An der ungarisch-serbischen Grenze wurde er jedoch von der ungarischen Exekutive kontrolliert und verhaftet. Er erklärte, dass er syrischer Kriegsflüchtling sei und sich seit eineinhalb Jahren in Deutschland aufgehalten habe. Nun wolle er zu seiner kranken Mutter in die Türkei.
Video: Menschen flüchten panisch aus dem Flughafengebäude in Brüssel
Acht Tage Haft in Ungarn
Die Polizei hielt ihn bis zum 9. November fest und ließ ihn dann laufen. Zwei Tage später wurde Alkhald von einem syrischen Landsmann namens Loiai Aljelda nach Wien geführt, wo er sich bei einer bekannten Hilfsorganisation abermals als Flüchtling meldete. Hier erzählte er den Helfern, sein Haus in Syrien sei von einer Granate getroffen worden und er müsse so schnell wie möglich zu seinen verletzten Familienmitgliedern.
Die Anschläge in Brüssel forderten 35 Menschenleben
Weil er freiwillig in seine Heimat zurückkehren wollte, finanzierte ihm der österreichische Steuerzahler den Flug nach Istanbul und weiter nach Ankara. Die Hilfsorganisation unterstützt Rückkehrer mit einer "freiwilligen Rückkehrberatung" und 50 Euro Starthilfe von der zuständigen Behörde, wie gegenüber krone.at erklärt wurde. Nach dem Anschlag am Brüsseler Flughafen Zaventem fanden Polizisten einen Laptop mit Audioaufzeichnungen. Die Attentäter haben von Alkhald noch zwei Informationen zum Bombenbau eingeholt: "Bitte, mein Bruder, ich muss dir eine Frage stellen: Das Nitroglycol, ist es möglich, es anzumischen mit nur 60-prozentiger Salpetersäure?", wollte einer der Attentäter am 15. März 2016 wissen. Alkhald rat seinem "Bruder" zu Tests. Seither fehlt trotz internationalen Haftbefehls jede Spur von "Achmed dem Syrer".
Polizisten feuerten 3200 Schüsse beim Blutbad von Paris ab
Insgesamt acht Attentäter hatten bei den Anschlägen im November 2015 beinahe gleichzeitig sechs verschiedene Orte in Paris angegriffen und sich teils selbst in die Luft gesprengt. Bei der Attacke kamen 137 Menschen ums Leben. Der folgenschwerste Angriff wurde auf die bekannte Konzerthalle "Bataclan" in der Innenstadt verübt, in der rund 1500 Menschen einen Auftritt der US-Band Eagles of Death Metal besuchten. Angegriffen wurden auch mehrere Cafés und Restaurants sowie die Umgebung des Stade de France, wo gerade das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland lief. Wenn man bedenkt, dass alleine die Polizisten ungefähr 3200 Schüsse abgegeben haben, wird das unglaubliche Ausmaß der Attacken erst richtig deutlich.
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