Abstürze, SSD-Leistung

CPU-Lücke: Patch macht mehr Probleme als gedacht

Digital
12.01.2018 16:31

Die Updates für die Sicherheitslücken „Spectre“ und „Meltdown“ in PC-Prozessoren machen mehr Probleme als erwartet. Nachdem AMD-Nutzer von zerschossenen Windows-Installationen berichtet haben und Microsoft über zu erwartende Leistungseinbußen informiert hat, zeigt sich nun, dass die Updates mehr Probleme machen, als zunächst geglaubt. Sie kosten nicht nur spürbar PC-Leistung, sondern führen auf Intel-Chips auch vereinzelt zu Neustarts.

Wie das IT-Portal „Heise“ unter Berufung auf erste offizielle Messungen durch Intel meldet, ist der Leistungsverlust auf gepatchten PCs größer als zunächst erwartet – vor allem, wenn man aus Tempogründen eine SSD als Systemfestplatte eingebaut hat. Hier kann das System nach dem Update um mehr als zehn Prozent langsamer laufen als zuvor. Intel beschwichtigt in einer Stellungnahme, diese Einbußen seien für das Gros der Nutzer kaum wahrnehmbar. 

SSD-Leistung sinkt stark, auch Games betroffen
 
Die PC-Besitzer sind trotzdem sauer: In gewissen Benchmark-Belastungstests sackt die Leistung von PCs mit Intel-Chips wie dem Core i7-6700K sogar um über 20 Prozent ab. Ersten Tests des IT-Magazins „Digital Foundry“ zufolge drohen auch beim Spielen Ruckler. Die Bildrate in Games wie „The Witcher 3“ bleibe zwar im Durchschnitt stabil, bei Belastungsspitzen könne sich das drosselnde Update aber bemerkbar machen. 

Tests des Computermagazins „c’t“ bestätigen starke Leistungseinbußen auf Systemen mit einer SSD. Bei einem Test der Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer aktuellen SSD auf einem gepatchten und einem ungepatchten System halbierten sich die Zugriffsgeschwindigkeiten auf die SSD fast. Auf Systemen mit normalen Festplatten ist der Leistungsverlust laut Intel nicht so stark spürbar. Ein schwacher Trost. Die meisten PC-Nutzer setzen heutzutage auf eine SSD als Systemplatte, weil die Flash-Speicher mit ihren hohen Datenraten das System insgesamt erheblich beschleunigen.

Neustarts auf drei bis vier Jahre alten Intel-Chips
 
Als wären die Leistungseinbußen nicht genug, scheint Intels Mikrocode-Update für die Sicherheitslücken zudem auch die Systemstabilität zu beeinträchtigen. Bei Computern, die mit den 2013 und 2014 veröffentlichten „Broadwell“- und „Haswell“-Prozessoren ausgestattet sind, seien häufigere Neustarts nötig, teilte der US-Konzern mit. Möglicherweise müssten deshalb neue Updates entwickelt werden.

(Bild: AMD)

Während Intel-Prozessoren von zwei Sicherheitslücken namens „Meltdown“ und „Spectre“ – die „Meltdown“-Lücke gilt als die schwerwiegendere Schwachstelle – geplagt werden, sind CPUs von AMD und ARM nur von „Spectre“ betroffen. Auch sie benötigen Aktualisierungen, die hier entstehenden Leistungseinbußen wurden aber noch nicht so detailliert beziffert wie bei Intel-Chips. Laut einem Bericht des IT-Magazins „Ars Technica“ dürften aber zumindest AMDs aktuelle Ryzen-Chips nicht allzu stark gebremst werden, da sie ein weniger anfälliges CPU-Design nutzen.

Schwerste Sicherheitslücke in der PC-Geschichte
 Beide Schwachstellen gelten bereits jetzt als das schwerwiegendste Sicherheitsproblem in der Geschichte des Computers. Anders als herkömmliche Sicherheitslücken liegt das Problem nicht in der Software oder dem Betriebssystem, sondern im Herzen eines jeden Computers, dem Prozessor. Ein besonderes Design, das den Chip eigentlich schnell und leistungsfähig machen sollte, wurde nun als Ursache dafür ausgeforscht.

(Bild: Intel)

Die IT-Sicherheitsforscher, die „Spectre“ und „Meltdown“ entdeckt haben, hatten Intel bereits im vergangenen Sommer darüber in Kenntnis gesetzt, zunächst wurde aber Stillschweigen vereinbart. Nun, da die Lücken öffentlich sind, können Malware-Programmierer sie im großen Stil ausnutzen. Für „Meltdown“-Angriffe gebe es bereits funktionierenden Exploit-Code, warnt der Sicherheitsforscher Anders Fogh am G Data-Firmenblog. Bis er Eingang in Malware findet, ist es wohl nur eine Frage von Tagen.

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