Anna H. ist noch immer geschockt: Die Rezeptionistin des Hotels "Bianca" in der Wiener Karmarschgasse erlebte eine Kindesentführung live mit. Eine junge Mutter aus Russland war von ihrem Ehemann in die Stadt gelockt worden, wo sich der Libanese das vierjährige Kind schnappte und samt Kindermädchen in Richtung Libanon aufbrach.
Die kleine Eva (4) hat in Deutschland einen Termin zu einer medizinischen Nachuntersuchung. Die Familie fliegt über Wien und gönnt sich hier noch eine Auszeit. Am Heiligen Abend buchen Mazhdi E. und Alena P. ein Zweibettzimmer für 55 Euro die Nacht. Sie wollen vom 26. bis 30. Dezember mit ihrer Nanny in Wien bleiben und dann nach Deutschland weiterreisen. Doch der Vater des Mädchens verfolgt dabei einen bösen Plan. Er lockt seine Frau, eine russische Staatsbürgerin, in die Stadt, wo sie ganze drei Stunden auf ihn wartet. Als die Frau voller Sorge wieder im Hotel ankommt, sind beide Zimmerschlüssel weg, das Zimmer 1.06 ist leer.
"Sie hat erzählt, ihr Ehemann wollte sie in der Stadt treffen, aber er tauchte nie auf", erinnert sich Anna H., die seit drei Wochen im Hotel "Bianca" arbeitet. Eigentlich sei ihre Schicht schon vorbei gewesen, als Alena P. ins Hotel zurückkam und merkte, dass etwas nicht stimmt. Sie habe der Russin die Tür aufgesperrt, beim Anblick des leeren Zimmers habe Alena P. nicht mehr aufgehört zu weinen. Der Kindesvater, ein 36-jähriger Libanese mit russischem Pass, hatte die gemeinsame Tochter aus dem Hotelzimmer entführt und war inklusive Kindermädchen in Richtung Libanon aufgebrochen.
Gemeinsam verständigen die Frauen die Polizei. Diese bittet darum, aufs Revier zu kommen, um eine Anzeige aufzunehmen, doch die Russin traut sich nicht. Am selben Tag hört die Hotelangestellte ein Handygespräch mit: "Es klang sehr bedrohlich, ich glaube, er hat ihr geraten, nicht zur Polizei zu gehen." Der Ehemann verlangte von seiner Frau, auch sie solle mit in den Libanon kommen: "Sie wollte das aber nicht und ihre Eltern haben ihr das auch verboten", so die Hotel-Rezeptionistin. Alena P. machte dennoch eine Anzeige – die Polizei übermittelte die Infos an die russische Botschaft. Nach dem Vorfall reiste die junge Russin weiter nach Deutschland - in der Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden wird.
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