Die bekannte Flüchtlingshelferin Ute Bock ist am Freitagmorgen in Wien verstorben. Jahrzehntelang setzte sich die ausgebildete Erzieherin für Asylwerber ein, initierte neben ihrem Wohnprojekt auch Bildungsmöglichkeiten für Migranten und wurde mit ihrem Verein zum Gesicht der Flüchtlingshilfe.
"Bis zur letzten Sekunde drehte sich ihr ganzes Denken und Handeln um das Wohlergehen geflüchteter Menschen. Der Erfüllung ihres größten Wunsches, eines Tages überflüssig zu werden, sind wir gerade in Zeiten wie diesen ferner denn je", teilte das Team des Ute-Bock-Vereins am Freitag in einer Aussendung mit. "Tugenden wie Zivilcourage, Solidarität und Menschlichkeit hat uns Frau Bock Zeit ihres Lebens gelehrt. Ohne viele Worte hat sie einfach gehandelt, sich selbst hat sie dabei nie geschont."
Erzieherin wird zur Flüchtlingshelferin
Ute Bock wurde am 27. Juni 1942 in Linz geboren, sie stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Nach der Matura ließ sie sich zur Erzieherin ausbilden und arbeitete in einem Heim für Sonderschüler in Biedermannsdorf (NÖ). 1969 wechselte sie nach Wien, in jenes Haus in der Zohmanngasse, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhang strandeten auch immer mehr minderjährige Flüchtlinge in Österreich. Besonders junge Afrikaner fanden bei Ute Bock Zuflucht und Hilfe, sie schickte sie in Deutschkurse und versuchte, ihnen Jobs zu verschaffen. Nach ihrer Pensionierung gründete sie im Jahr 2002 mit Michael Havel den "Verein Ute Bock – Wohn-und Integrationsprojekt", der Flüchtlingen Wohnmöglichkeiten und Hilfe anbot. Bock hatte immer wieder mit bürokratischen Hürden zu kämpfen, und auch finanziell gab es Rückschläge. 2008 stand ihr Verein vor dem Aus, der Industrielle Hans Peter Haselsteiner half ihr, indem er das Gebäude des früheren Zohmanngassenheims für sie erwarb. Dort machte Bock bis zu ihrem Ableben weiter.
"Es gibt viele Leute, die meinen Vogel unterstützen"
"Ich habe einen Vogel, aber es gibt viele Leute, die meinen Vogel unterstützen", sagte die Flüchtlingshelferin einmal. Einer ihrer beständigsten Unterstützer war Altbundespräsident Heinz Fischer, der ihr 2012 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich mit den Worten verlieh: “Die Auszeichnung ist eine symbolische Geste, aber eine deutliche Geste, dass man ihre außergewöhnliche und unorthodoxe Arbeit schätzt und weiß, wie viel Idealismus, Kraft und innere Energie dazugehören."
Bocks Verein will die Arbeit der Flüchtlingshelferin fortführen: "Noch vor Kurzem hat Frau Bock gesagt: 'Leider haben viele Menschen in Österreich noch nicht verstanden, dass Flüchtlinge in erster Linie Menschen sind. Menschen, die vor Hunger und Mord fliehen. Da kann man nicht einfach wegschauen und sagen, die sollen zurück, von wo sie her sind, so funktioniert das nicht!' Zum Glück gibt es in Österreich auch viele gute Menschen, die so denken wie FrauBock und unsere Arbeit unterstützen. Menschen, die unser Projekt tagtäglich am Leben halten."
Familie lehnt Angebot für Ehrengrab ab
Die Stadt Wien hat der Familie der verstorbenen Flüchtlingshelferin die Beisetzung von Bock in Ehrengrab angeboten, doch die Hinterbliebenen hätten das Angebot "aus Gründen der Privatheit" abgelehnt, informierte das Büro des zuständigen Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) am Freitagnachmittag die APA.
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