Außenministerin Karin Kneissl hat in ihren ersten Wortmeldungen in Brüssel mit fließenden Arabischkenntnissen für Verblüffung unter den Journalisten gesorgt. Der Korrespondent des ägyptischen Fernsehens, Magdy Youssef, zeigte sich am Montag erstaunt: Er habe in seiner mehr als 20-jährigen Laufbahn noch nie erlebt, dass ihm ein europäischer Minister auf Arabisch geantwortet habe, sagte er. In dem Interview nahm Kneissl zur Jerusalem-Frage Stellung.
Vom ägyptischen Fernsehen war Kneissl zum Status von "Al-Quds" (Jerusalem) befragt worden. Die Antwort verblüffte selbst den erfahrenen Reporter: "Sie spricht perfekt Arabisch", sagte Youssef. Kneissl, die an der Uni Wien Jus und Arabistik studiert hat, sagte, man könne nicht verleugnen, dass es ein Problem gebe, aber dieses Problem werde nicht ohne die Vereinten Nationen und ohne Dialog zwischen Palästina und Israel gelöst werden. Den Europäern komme die große Rolle zu, für die Amerikaner im Friedensprozess einzuspringen. Sie würden an ihrem Nahost-Engagement festhalten, sagte Kneissl laut einer Übersetzung des ägyptischen Korrespondenten.
Abbas will diplomatische Anerkennung Palästinas als Staat
Bei seinen Beratungen mit den Außenministern der EU-Staaten am Montag in Brüssel forderte der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas die volle diplomatische Anerkennung Palästinas als Staat. Kneissl sagte dazu, Österreich positioniere sich hier gemeinsam mit der EU: Erst nach Abschluss von Nahost-Verhandlungen und nach einer umfassenden Regelung zwischen Israel und Palästina könne es eine solche Anerkennung geben.
"Große Besorgnis" wegen türkischer Offensive in Syrien
Kneissl, die aufgrund früherer Aussagen nicht ganz unumstritten war, scheint mittlerweile auf dem internationalen Parkett angekommen zu sein. Am Montag nahm die von der FPÖ nominierte Außenministerin vor dem Beginn des EU-Ministerrats in Brüssel zur türkischen Militäroffensive gegen die kurdischen Milizen in Syrien Stellung. "Gerade weil diese Woche eine weitere Runde der Syrien-Verhandlungen am UNO-Sitz in Wien stattfinden soll, sehen wir das mit großer Besorgnis", sagte die Ministerin. "Es hat sich immer wieder gezeigt: Man muss am Verhandlungstisch und man kann nicht auf dem Schlachtfeld die Dinge definitiv lösen."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.