Wie die "Krone" bereits berichtete, werden ab dem kommenden Schuljahr Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen ab dem Volksschulalter verpflichtend in eigenen Förderklassen unterrichtet werden. Diese Regelung hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Montag öffentlich präsentiert. "Die Unterrichtssprache Deutsch ist ein Kriterium der Schulreife", betonte Faßmann. Nach jedem Semester ist bei Nachweis entsprechender Kenntnisse der Wechsel in eine Regelklasse möglich.
Kinder mit mangelnder Sprachkompetenz werden zunächst als außerordentliche Schüler aufgenommen und zum Besuch der Förderklasse verpflichtet. Für diese Schüler wird es einen eigenen Lehrplan geben. Für Volksschüler sieht dieser 15 Wochenstunden Deutsch vor, in der Sekundarstufe 20 Stunden. Der Rest des Stundenplans wird "weniger sprachsensiblen Fächern" wie Turnen, Zeichnen oder Musik aufgefüllt. "Dort soll das theoretisch Erlernte gleich in der Kommunikation erprobt werden", so Faßmann. Wer daran teilnehmen muss, wird mittels Tests, die vom Ministerium kontrolliert werden, festgestellt.
Faßmann: "Keine Ghettoklassen"
Deutschklassen werden eingerichtet, sobald sich sechs Schüler mit Sprachdefiziten an einem Schulstandort finden. Von "Ghettoklassen", wie Kritiker sagen, könne aber keine Rede sein, so Faßmann. Das sei ein "Kampfbegriff", der die Augen vor der realen Situation verschließe. Das bisherige System mit maximal elf Stunden in sogenannten Sprachstartklassen, die nicht verpflichtend sind, habe nicht den gewünschten Erfolg gebracht, besonders in Wien gibt es Nachholbedarf.
Faßmann weiter: "Man muss das Rad nicht neu erfinden, aber wir wollen, dass es einen besseren Rundlauf aufweist." Ausgenommen von Förderklassen sind nur Schulstandorte mit weniger als sechs außerordentlichen Schülern. An diesen erfolgt die Deutschförderung integrativ im Regelunterricht - bei dieser geringen Anzahl könnten die Schüler im System mitgetragen werden, so Faßmann: "Integration hat immer etwas mit Quantität zu tun."
Ministerium: Rund 30.000 Schüler pro Jahr werden in Förderklassen landen
Über die Kosten wollte Faßmann keine konkreten Angaben machen, die Umsetzung sei aber sowohl von den Räumlichkeiten her als auch finanziell "machbar". "Es wird etwas kosten - aber die Kosten werden sich amortisieren." Man setze auf der derzeitigen Förderung über den mit 80 Millionen Euro dotierten sogenannten Integrationstopf auf - aufgrund der Ausweitung der Stundenanzahl und der Verpflichtung zur Einführung der Klassen werde es aber teurer. Derzeit geht man von einem zusätzlichen Bedarf von 300 Lehrern aus. Diese könnten etwa aus Uni-Ausbildungen für Deutsch als Zweitsprache kommen. Insgesamt schätzt man im Bildungsministerium, dass rund ein Viertel der Schulanfänger als außerordentlich eingestuft wird. Zusammen mit den "Quereinsteigern" in höheren Klassen käme man so auf rund 30.000 "Außerordentliche" pro Jahr.
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