Nun also doch: Der österreichische Gläubigerausschuss hat sich im Bieterprozess um die insolvente Fluglinie Niki einstimmig für die Laudamotion GmbH entschieden, wie die Insolvenzverwalter Dienstagfrüh bekannt gegeben haben. Nun stellt sich die Frage, ob und wie viel Einfluss es vonseiten der österreichischen Bundesregierung gab. Kanzler und Vizekanzler zeigten sich jedenfalls froh über die Entscheidung. Der Name der Fluglinie soll indes geändert werden.
Niki Lauda erklärte, dass seine Firma Laudamotion die Betriebsbewilligung habe und daher die Start- und Landerechte (Slots) übernehmen könne. "Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben", versprach er. Nun will er gemeinsam mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und den Mitarbeitern "wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen".
Kurz: "Gute Lösung für die Belegschaft und unseren Standort"
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) freute sich am Dienstagvormittag auf Twitter, "dass Niki wieder in österreichischer Hand ist. Die Arbeitsplätze bleiben gesichert – eine gute Lösung für die Belegschaft und unseren Standort." Besonders erwähnt wurde Formel-1-Legende Lauda, Gründer und Käufer der Fluglinie: "Vielen Dank an Niki Lauda für seinen Einsatz!"
Doch war es wirklich nur Laudas Einsatz, der dazu führte, dass er die Zusage bekam? Ersten Gerüchten zufolge gab es großen politischen Einfluss. Demnach wurde im Hintergrund viel dafür gearbeitet, dass es eine österreichische Lösung gibt. Offiziell wird freilich alles dementiert.
Auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zeigte sich erfreut darüber, dass Arbeitsplätze gesichert seien und man wieder eine österreichische Fluglinie habe. Er hoffe auf Investitionen in den Standort Wien, Stichwort dritte Piste, so Strache bei einem gemeinsamen Besuch mit Kurz und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Grazer Volksschule.
Auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), selbst einst Flugzeugtechniker bei Lauda Air, begrüßte den Zuschlag an Lauda. Es sei gut für den Standort, dass die Fluglinie in österreichische Hände kommt, sagte Hofer am Dienstag im Ö1-"Mittagsjournal". "Es wird nach allen Informationen, die wir jetzt haben, keine rechtlichen Probleme geben. Das ist fast völlig ausgeschlossen. Und die Flugzeuge - ich habe vorhin mit Niki Lauda telefoniert - stehen zur Verfügung", sagte der Verkehrsminister.
"Das Ganze heißt ab jetzt Laudamotion"
Auch Lauda selbst sagte in der Sendung, dass die Verhandlungen mit der AUA-Mutter Lufthansa über die 15 Maschinen mittlerweile abgeschlossen seien. Der Frage nach dem Kollektivvertrag wich Lauda aus, für den morgigen Mittwoch kündigte er eine Mitarbeiterversammlung am Flughafen Wien an. Die Marke Niki wurde offenbar nicht gekauft und dürfte verschwinden: "Die geht ja mit der Niki in Konkurs, damit habe ich keinen Zugriff. Und das Ganze heißt ab jetzt Laudamotion", so Lauda.
Hofer sagte, Lauda habe ihm bereits vor dem Zuschlag seine Pläne vorgestellt und man sei auch in Kontakt geblieben. Interventionen im Bieterprozess habe es aber nicht gegeben. Hofer lobte Lauda als "eine der großartigsten Persönlichkeiten des Landes" und auch als guten Arbeitgeber. Lauda habe als Chef "einen gewissen Spirit hineingebracht". Hofer ist überzeugt, dass fast alle Mitarbeiter bleiben werden. Eine Lehre für die Zukunft müsse sein, dass Firmen in heimischer Hand bleiben.
Niki als Argument für die dritte Piste?
Die erwünschte dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat könnte – neben der Sicherung österreichischer Arbeitsplätze – ein Grund für politische Interventionen gewesen sein. ÖVP und FPÖ sprachen sich in der Vergangenheit beide für den Bau einer solchen aus und könnten Niki mit Sitz in Wien künftig als zusätzliches Argument einbringen.
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