Ein Bericht über den Spitzenkandidaten der FPÖ Niederösterreich, Udo Landbauer, sorgt für große Aufregung. Es wird von einem Liederbuch der Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt" berichtet, in dem der Judenmord und das Naziregime verherrlicht würden. Der Spitzenkandidat habe "nichts zu tun damit", reagierte ein FPÖ-Sprecher auf APA-Anfrage. Landbauer reagierte "entsetzt" auf den Bericht und stellte seine Mitgliedschaft bei der Burschenschaft ruhend.
Dem Bericht zufolge ist Landbauer stellvertretender Vorsitzender der "Germania". Aus einem Lied wird zitiert: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'" und weiter "Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines': ,Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.'"
Kurz: "Verantwortliche müssen zur Rechenschaft gezogen werden"
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte auf Twitter, die Liedtexte seien "rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig" und es dürfe dafür "in unserem Land keinen Platz geben". Es brauche daher volle Aufklärung und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
Vilimsky: "Falter will Kandidaten anpatzen!"
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky ortete in dem Bericht einen Versuch auf die Wahl in Niederösterreich einzugreifen. „Es ist mehr als durchsichtig, wenn das linksextreme Wiener Nischenmagazin „Falter“ unseren untadeligen niederösterreichischen Kandidaten Udo Landbauer anpatzen will, indem man ihm die Mitverantwortung für eine 20 Jahre alte Geschichte andichten möchte" so der 51-Jährige. Wer Landbauer kenne, wisse, dass er mit Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Totalitarismus nicht das Geringste zu tun habe, führte Vilimsky in der Aussendung weiter aus.
Mitgliedschaft bei "Germania" ruhend gestellt
Landbauer selbst reagierte "entsetzt" auf den Bericht. Er sei "schockiert über jene Text- und Liedpassagen, welche heute zum Gegenstand politischer Diskussionen geworden sind. Als dieses Buch gedruckt wurde, war ich elf Jahre alt. Ich erhalte davon heute zum ersten Mal Kenntnis und ziehe auch sofort die notwendigen Konsequenzen". "Im Konkreten bedeutet dies, dass ich meine Mitgliedschaft in diesem Bund ("Germania zu Wiener Neustadt")umgehend ruhend stelle und die Einsetzung einer Untersuchungskommission mit allen auch rechtlichen Konsequenzen fordere, um diese skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären, gegebenenfalls auch vor Gericht", hieß es in der Stellungnahme.
Unterstützung für rechtsextremen Verein?
Erst am Samstag hatte das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet, dass Landbauer im Jahr 2010 - als er bereits Spitzenfunktionär der Freiheitlichen Jugend war und im selben Jahr Stadtrat in Wiener Neustadt wurde - einen rechtsextremen Verein ("Junge Patrioten") unterstützt haben soll. Die FPÖ sah in diesen Vorwürfen "linke Polemik" im Wahlkampf-Finale.
„Aufklären oder sofort zurücktreten“
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher sagte am Dienstag, Landbauer müsse "die massiven Vorwürfe um das Liedgut seiner Burschenschaft aufklären oder sofort zurücktreten". Die Freiheitlichen würden mit solchen Aktionen einmal mehr beweisen, "dass rechtsextremes Gedankengut selbst bei ihren Spitzenrepräsentanten weit verbreitet ist", so Lercher weiter.
NEOS-Niederösterreich-Spitzenkandidatin Indra Collini zeigte sich schockiert. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, bleibe Landbauer "als einzige Konsequenz der Rücktritt", teilte sie in einer Aussendung mit. "Dieser Stil und diese Geisteshaltung haben in Niederösterreich und vor allem in der nächsten Landesregierung keinen Platz."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.