In den Läden des umstrittenen Gesundheitsgurus Robert Franz gibt es keine Skeptiker, dafür schlagen Mediziner Alarm. Franz soll rezeptpflichtige Mittel ohne Berechtigung weitergegeben haben. Gegen ihn ist nun ein Verfahren wegen "Kurpfuscherei" anhängig.
"Ich will möglichst ganz weg von der Schulmedizin, nur wenn eben eine Operation nötig ist. Weil die Ärzte sagen mir ja ohnehin nur, warum sie mir nicht helfen können. Aber mein Hausarzt weiß noch nichts davon“, sagt ein knapp 70-jähriger Linzer, während er eine Tragtasche voller "Robert Franz"-Produkte durch die Hauptstadt von Oberösterreich schleppt. Voller Hoffnung, dass diese sein Leiden heilen können. Einer von vielen, die nach dem letzten Strohhalm greifen. Ein gefundenes Fressen für windige Gurus oder Wunderheiler.
Gesundheitsguru als YouTube-Star
Auf das Prinzip Hoffnung setzt der selbst ernannte Gesundheitsguru Robert Franz. Damit ist er reich geworden. Und ein Internet-Star. Auf YouTube wurden seine Tipps bis zu 200.000-mal angeklickt. Im steirischen Deutschlandsberg wurde ein ehemaliger Patient zum Händler. "Ich hatte Krebs, habe die Chemotherapie abgelehnt und bekam gratis ein Paket mit den Produkten", erzählt Johann Puschnik (68), der sich selbst als geheilt bezeichnet und den örtlichen Franz-Shop betreibt. Er kenne keinen Patienten, bei dem die Mittel versagt hätten.
Die Ärztekammer schlägt jetzt Alarm: "Dass diese Mittel Krebs heilen, ist schlicht unseriös, und wenn Patienten dafür eine schulmedizinische Behandlung ablehnen, ist das sogar lebensgefährlich", sagen ausgebildete Mediziner unisono. Der "Fall Olivia" zeigt, wie gefährlich der Glaube an Wunderheiler ist. Der Hauptinhaltsstoff ist Traubenkernextrakt, genannt OPC – meist in Kapselform. Den gibt's im Internet schon ab knapp zwölf Euro für 100 Gramm. Der Name "Robert Franz" macht daraus dann ein Luxusprodukt. Kosten: mehr als 80 Euro je 100 Gramm.
Neben den Shops wie in Linz und Deutschlandsberg gibt es auch noch dubiose Vertriebswege. Im Netz sind OPC-Kapseln ein Renner, der aber angeblich in teils nicht versiegelten Gläsern geliefert wird. Weil der "Naturbursche" auch echte, sonst von ihm verteufelte Medizin verkauft habe, hat er jetzt eine Anzeige am Hals. Franz wurde bei einer Geschäftseröffnung dabei beobachtet, wie er Gästen verschreibungspflichtige Medikamente überreichte und verkaufte und auch für Freunde und Bekannte etwas mitgab.
Franz kommuniziert fast ausschließlich über seinen YouTube-Kanal. Mit der Staatsanwaltschaft redet er nur per Anwalt. Für die "Krone" nahm sich der gelernte Automechaniker aber Zeit. Es habe noch nie ein Argument gegen sein Tun gegeben, sagt er beim Telefonat. Er sei "schockiert über die ganzen Anschuldigungen", immerhin habe er "über 200.000 Menschen geholfen". Die Ärzte würden seine Meinung "nicht kapieren". "Wir könnten uns so viel Leid ersparen, wenn wir die Natur mit ins Boot holen würden." Franz erzählt von einem Krebskranken, dessen Tumormarker "unheimlich hoch" gewesen seien. Der Patient habe sich von ihm behandeln lassen und siehe da – nur noch minimale Tumormarker-Werte.
"Die Menschen lassen sich von Ärzten zu viel einreden"
Die Ärztekammer habe Angst, dass ihr die Patienten ausgehen. In Deutschland hat Franz die gleichen Probleme und dadurch schon enorm hohe Anwaltskosten. "Ich lasse mich nicht einschüchtern und lege jetzt erst so richtig los", sagt er. Die Menschen ließen sich von Ärzten zu viel einreden, behauptet Franz. Denn wie sagte schon der römische Philosoph Seneca? "Das meiste Unheil richtet Leichtgläubigkeit an."
Markus Schütz, Monika Krisper und Clemens Zavarsky, Kronen Zeitung/krone.at
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