Erdogan droht weiter
Bedrängte Kurden bitten Assad um Hilfe
Die Kurden in der nordsyrischen Region Afrin haben die Regierung von Präsident Bashar al-Assad um Beistand gegen die Militäroffensive der Türkei aufgerufen. Die syrische Regierung sei in der Pflicht, Afrin zu verteidigen, denn die Region sei "ein untrennbarer Teil Syriens", sagte ein kurdisches Regierungsmitglied am Donnerstag. Die USA erklärten, sie seien im Gespräch mit der Türkei über eine Pufferzone an der syrisch-türkischen Grenze. Unterdessen kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bereits die nächste Offensive gegen die "kurdischen Terroristen" an. "Wir werden den Kampf so lange fortsetzen, bis kein einziger Terrorist mehr übrig bleibt", tönte Erdogan.
Die Assad-Regierung müsse sich "der türkischen Aggression entgegenstellen und klarmachen, dass sie keine türkischen Flugzeuge im syrischen Luftraum duldet", sagte der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats von Afrin, Othman al-Scheich Issa, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. "Jeder Angriff auf Afrin ist ein Angriff auf die Souveränität des syrischen Staates." Die syrischen Regierungstruppen hatten sich nach Beginn des Bürgerkriegs 2011 aus den kurdischen Gebieten zurückgezogen und die Kontrolle den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) überlassen. Präsident Assad hat zwar die türkischen Angriffe auf Afrin verurteilt, ist bisher aber nicht militärisch eingeschritten. Auch seine russischen Verbündeten haben die Türken gewähren lassen. Die Türkei erachtet die Präsenz der YPG-Kämpfer an ihrer Grenze als Bedrohung, da die Gruppe enge Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat, die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft. Die YPG ist aber auch ein enger Verbündeter der USA im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat.
USA und Türkei verhandeln über Pufferzone
Die türkische Offensive bringt die USA nun in eine schwierige Situation, da sie die Sicherheitsbedenken ihres NATO-Partners nicht ignorieren können, aber die YPG weiter für den Kampf gegen die IS-Miliz brauchen. Ein möglicher Ausweg wäre die Errichtung einer Pufferzone an der türkisch-syrischen Grenze. Darüber laufen laut dem US-Verteidigungsministerium derzeit auch Gespräche zwischen den USA und der Türkei. Die türkische Regierung betonte allerdings, dass zunächst "Vertrauen wiederhergestellt" werden müsste, das zwischen den NATO-Partnern erschüttert worden sei. Die Türkei wirft den USA vor, frühere Zusagen nicht eingehalten zu haben, wonach sie die YPG nicht weiter mit Waffen versorgen und auch nicht zulassen würden, dass YPG-Kämpfer westlich des Euphrat in der Stadt Manbidsch bleiben.
Die türkischen Streitkräfte teilten mit, in der Nacht auf Freitag habe die Luftwaffe im Rahmen der Offensive "Olivenzweig" Verstecke und Waffenlager der kurdischen Volksschutzeinheiten bombardiert. Dabei seien 23 Ziele zerstört worden. Seit Beginn der Offensive am vergangenen Samstag seien 343 gegnerische Kämpfer "neutralisiert" worden. Mit "neutralisiert" ist in der Regel getötet gemeint, der Begriff kann aber auch verletzt oder gefangen genommen bedeuten. Am Freitag schlug nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA zudem erneut eine Rakete aus Syrien im türkischen Grenzort Reyhanli ein.
Erdogan: "Türkische Soldaten haben kein Kinderblut an den Händen"
Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministers Ahmet Demircan wurden bisher drei türkische Soldaten sowie elf Kämpfer der von der Türkei unterstützten Freien Syrischen Armee (FSA) getötet. 130 FSA-Kämpfer wurden demnach verletzt. Laut kurdischen Quellen befinden sich aber Hunderte türkische Soldaten in der Gewalt der YPG. Erdogan betonte, die türkische Armee habe "kein Blut von Frauen, kein Blut von Unschuldigen an den Händen, und das wird auch nie passieren". Das Volk und die Armee hätten "definitiv kein Kinderblut an den Händen". Erdogan sagte, die türkische Armee gehe mit Bedacht vor, um zivile Opfer zu vermeiden.
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