"Ein großer Mann. Ein Sozialdemokrat, der stets Haltung bewahrt hat" - mit diesen Worten rührte SPÖ-Bundesvorsitzender Christian Kern den scheidenden Wiener Parteichef Michael Häupl beim Sonderparteitag am Samstag zu Tränen. Nach seiner Abschlussrede würdigten Häupl die Genossen mit Standing Ovations, langem Applaus und Jubel. Er posierte für Fotos (Video oben) und appellierte in seiner Abschiedsrede an den innerparteilichen Zusammenhalt.
Nach der offiziellen Eröffnung des Sonderparteitages anlässlich der parteiinternen Wahl des neuen Vorsitzenden in der Bundeshauptstadt und dem traditionellen Totengedenken stand eine Rede des Bundesparteivorsitzenden Christian Kern am Programm. Was Häupl als Bürgermeister aus dieser Stadt und der Partei gemacht habe, sei "wirklich einzigartig, überragend. Du hast nie gewackelt, es war immer klar, wofür du stehst, an dir konnten sich immer alle orientieren", lobte Kern den Wiener Genossen - der 1993 zum Vorsitzenden der Hauptstadt-SPÖ gewählt wurde.
"Wien steht vor großen Herausforderungen"
"Wenn diese Wahl vorüber ist, gibt es einen neuen Chef und hinter dem stehen wir alle", mahnte der scheidende Wiener Bürgermeister Häupl. "Das ist weniger ein moralischer Appell als mehr ein Appell an den Überlebenswillen der Sozialdemokratie." Für den "Kampf um Wien" 2020 müsse die SPÖ inhaltlich gerüstet und "geschlossen kampffähig" sein.
"Für mich ist dieser Landesparteitag heute nicht ein normaler Landesparteitag", so Häupl weiter. "Seit April 1993 (dem Jahr seiner Wahl zum Vorsitzenden, Anm.) bin ich zu den Landesparteitagen gekommen, um inhaltliche Diskussionsbeiträge zu liefern oder auch um euer Vertrauen zu werben", so Häupl. "Heute bin ich hier, um euch für dieses Vertrauen über die letzten 25 Jahre ein ganz tiefes und persönliches Dankeschön zu sagen."
Er trete nach fast 25 Jahren bzw. 8600 Tagen mit großer Demut zurück. Über so lange Zeit Vorsitzender "dieser großen, starken und nicht zu Unrecht auch stolzen Wiener Sozialdemokratie" sein zu dürfen, "das ist etwas zutiefst Beeindruckendes und zutiefst Persönliches". "Ich danke euch dafür, dass ihr mich diese Arbeit machen habt lassen", sagte Häupl.
"An der Arroganz werden sie ersticken"
Häupl bedankte sich bei den beiden Kandidaten Michael Ludwig und Andreas Schieder einmal mehr für den respektvollen Umgang im Vorfeld der Wahl miteinander und kritisierte die Respektlosigkeit, mit der sich die anderen Parteien über die beiden Kandidaten geäußert hätten: "Ich weiß nicht, woher die Herren Gudenus etc. diese Arroganz hernehmen, aber an der Arroganz werden sie ersticken."
Ludwig: "Ich will das Wir-Gefühl"
Nach den Reden der beiden Chef-Roten Christian Kern und Michael Häupl durften sich die beiden Bewerber für die Häupl-Nachfolge kurz präsentieren. "Ich will das Wir-Gefühl erhöhen", versicherte Ludwig, der den Auftakt machte und sich zuvor bei Häupl bedankte. Er sei gegen eine "Stadt der zwei Geschwindigkeiten": "Ich will, dass alle vom Wachstum profitieren." Ludwig sprach sich ausdrücklich gegen eine Privatisierung von Gemeindebauten aus - und widmete sich zudem Wiener Neustadt.
Schieder: "Dürfen nicht stehenbleiben"
Schieder bedankte sich zunächst ebenfalls bei Häupl - und gestand, "doch ein bisschen aufgeregt" zu sein. Auch dem Mitbewerber Michael Ludwig streute er Rosen. Es sei gelungen, den Prozess der Kandidatur "wirklich in Einigkeit" zu gestalten. "Wien ist eine tolle Stadt und das soll auch so bleiben. Damit das so bleibt, dürfen wir nicht stehen bleiben", beteuerte er weiter. Schwarz-Blau im Bund sei dabei eine große Herausforderung. Man müsse klarmachen: Für die SPÖ bedeute Lebensqualität, dass in Wien jeder über die selben Chancen und gleiche soziale Absicherung verfüge.
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