VW-Chef Müller:

Abgastests mit Affen waren „unethisch, abstoßend“

Ausland
29.01.2018 22:21

VW-Konzernchef Matthias Müller hat umstrittene Versuche beim Test von Dieselabgasen als inakzeptabel bezeichnet. "Die damals in den USA praktizierten Methoden waren falsch, sie waren unethisch und abstoßend. Mit Interessensvertretung oder wissenschaftlicher Aufklärung hatte das nichts, gar nichts zu tun", sagte Müller am Montagabend in Brüssel. "Mir tut es leid, dass Volkswagen an diesen Vorgängen beteiligt war. Es gibt Dinge, die tut man schlicht nicht." Es müssten nun "alle nötigen Konsequenzen" gezogen werden, hieß es weiter.

Volkswagen hatte bereits am Wochenende für die in den USA durchgeführten Versuche, bei denen Affen gezielt Schadstoffen ausgesetzt worden waren, um Entschuldigung gebeten. Die Tests waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Die EUGT ("Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor") - eine von VW, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative - hatte die Studie zu diesem Zweck beim US-amerikanischen Lovelace Respiratory Research Institute in Auftrag gegeben. Dem Studienleiter zufolge war VW dabei federführend.

Emissionen vom Verkehr haben auch wieder zugenommen (Bild: APA/dpa/Marcus Führer)
Emissionen vom Verkehr haben auch wieder zugenommen

In dem Zusammenhang kam zudem der Verdacht auf, dass es Schadstofftests nicht nur mit Affen, sondern auch mit Menschen gegeben haben soll. Er ging aus einem EUGT-Report hervor, über den "Stuttgarter Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung" berichteten. Der zuständige Institutsleiter Thomas Kraus von der Universität Aachen wies den Vorwurf zurück: Eine entsprechende Studie befasse sich nicht mit der Dieselbelastung von Menschen.

Uniklinik Aachen: Menschenversuch waren "ethisch einwandfrei"
Bereits zuvor hatte die Uniklinik erklärt, dass die Menschenversuche "ethisch einwandfrei" gewesen seien. Die Stickoxid-Belastungen, denen die Versuchspersonen ausgesetzt waren, lagen "deutlich unter den Konzentrationen, wie sie an vielen Arbeitsplätzen in Deutschland auftreten", hieß es. Die 2016 veröffentlichte Studie sei bereits 2012, also lange vor dem Dieselskandal, in Auftrag gegeben worden, und die Ethikkommission der Uniklinik habe den Auftrag damals geprüft und genehmigt.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

"Die Hürden für eine Studie am Menschen sind sehr hoch", sagte Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin an der Technischen Universität München. Das liege an der ethischen Problematik solcher Forschung: "Menschen werden gezielt vermeintlich giftigen Stoffen ausgesetzt." Die Forscher müssten vor Beginn jeder Studie einen Ethikantrag mit sämtlichen Details zur Studie wie etwa dem Maß der geplanten Aussetzung mit vermeintlich giftigen Stoffen oder dem Stresslevel der Versuchspersonen einreichen. "Dieser Antrag wird von einer Kommission geprüft, in der um die 16 Wissenschaftler und Ärzte beurteilen, ob das Forschungsvorhaben ethisch einwandfrei ist", sagte die Forscherin. "Erst danach darf eine solche Studie beginnen."

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