Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat am Dienstag erstmals Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in dessen neuer Funktion in Wien besucht. Während es im Vorfeld wegen der teilweise ausgesperrten Presse deutliche Kritik gegeben hatte, tauchen in den sozialen Medien Fotos und Videos des Staatsgastes auf, die ihn doch sehr volksnah zeigen. Angereist ist der umstrittene Nachbar ganz profan mit dem Zug. Vor dem Treffen mit Kurz wurde Orban von Augenzeugen in der Innenstadt sogar bei einem Würstelstand gesichtet. "Wenn es Wien ist, müssen es auch knackige Würstel und frische Brezeln sein", postete Orban auf seiner Facebook-Seite.
Offenbar gehört für Orban zu einem Wien-Besuch auch ein Zwischenstopp bei einer der berühmten Imbissbuden im Herzen Wiens. Ausgesucht hat sich der rechtskonservative Regierungschef den Würstelstand Bitzinger in der Nähe von Staatsoper, Albertina und Hofburg.
Bereits am Montagabend waren auf Twitter und Facebook Bilder und Videos vom ungarischen Regierungschef aufgetaucht, die ihn während der Zugfahrt und bei seiner Ankunft am Wiener Hauptbahnhof zeigen. Auf seiner persönlichen Facebook-Seite formulierte der rechtskonservative Politiker die Ziele für seinen Besuch: "Wir würden gerne Vereinbarungen treffen. Diese sollten die Migrationsfrage, den Schutz Österreichs und Ungarns und die gegenseitige Hilfe betreffen."
Wirbel um Besuch des "illiberalen Demokraten"
Die als Arbeitsbesuch deklarierte Visite ist von großem Medieninteresse und zahlreichen Reaktionen begleitet. NEOS und SPÖ übten im Vorfeld harsche Kritik an dem Empfang Orbans bei Kurz. NEOS-Parteichef Matthias Strolz erinnerte in einer Pressekonferenz daran, dass Orban ein "Proponent der illiberalen Demokratie" sei. Strolz nannte ihn auch "den ersten Staatsgast" seit Kurz' Amtsantritt als Bundeskanzler - was von Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal umgehend dementiert wurde. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder forderte von der Regierung wiederum "eine Klarstellung über den Europakurs, den Österreich unter Schwarz-Blau einschlagen wird".
Trotz des großen Medieninteresses an Orbans Besuch wollte man die Visite - offenbar auf Betreiben der ungarischen Seite - medial zunächst kleinhalten. Nicht einmal eine Pressekonferenz hätte stattfinden sollen. Erst kurzfristig wurde eine solche von Orban und Kurz im Bundeskanzleramt angesetzt. Später hieß es dann auch, es würden Fragen zugelassen. Ebenfalls erst am Montag offiziell bestätigt wurde das Treffen Orbans mit Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Die Begegnung findet am späten Dienstagnachmittag statt, am Abend sind Pressestatements in der ungarischen Botschaft geplant. Weiters dürfte der ungarische Regierungschef Kardinal Christoph Schönborn und Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) in Wien treffen.
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