Die Autozubehör-Kette Forstinger ist nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten erneut in die Insolvenz geschlittert. Beim Landesgericht St. Pölten wurde am Mittwoch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, für das eine Quote von mindestens 20 Prozent erforderlich ist. Von der Pleite sind 364 Gläubiger (ohne Mitarbeiter) betroffen. Eine Weiterführung des Unternehmens wird angestrebt. Der Plan sieht vor, dass 700 der 823 Mitarbeiter ihren Job behalten sollen, rund 15 der insgesamt 108 Filialen sollen geschlossen werden.
Schon einmal, 2001, war Forstinger insolvent gewesen, später wechselten die Eigentümer des seit 55 Jahren bestehenden Anbieters von Autozubehör, Ersatzteilen, Reifen und Felgen mehrmals. 2009 war die seinerzeitige Forstinger-Mutter zahlungsunfähig geworden.
Bei der nunmehrigen Pleite handelt es sich um die zweitgrößte heuer in ganz Österreich. Die Passiva belaufen sich auf gut 31 Millionen Euro, rund 27 Millionen davon sind unbesichert.
2016/17 setzte Forstinger als größter heimischer Einzelhändler für Automobilzubehör, Zweirad und Zweiradzubehör 111 Millionen Euro um, kaum mehr als 2015/16 (109,5 Millionen Euro). An das Netz von 108 Filialen sind 104 freie Autowerkstätten angeschlossen.
Geplante Restrukturierung gescheitert
Die Restrukturierungsbemühungen der vergangenen zwei Jahre haben offensichtlich nicht gefruchtet. Zwar stabilisierten sich die Umsätze und mehrere neue Sortimentsgruppen wuchsen sogar zweistellig, wie die Forstinger Österreich GmbH am Mittwoch in einer Aussendung erklärte - doch kostenseitig habe man notwendige Einsparungen aufgrund der Altmietverträge und Altlieferantenverträge nicht ausreichend umsetzen können.
Wetterbedingter Umsatzeinbruch
Und zuletzt seien im heurigen Jänner - durch die warme Witterung - wetterbedingt die Umsätze bei Saisonwaren wie Starterbatterien und anderen Winterartikeln um bis zu 70 Prozent eingebrochen. Ansatzpunkte im Sanierungsplan sind nun neben der Neuverhandlung der Mietverträge das Heben neuer Einkaufspotenziale und der Ausbau des Sortiments, dessen Absatz zuletzt wuchs.
Geplant sei eine "Weiterführung ohne Altlasten", erklärte das Unternehmen mit Sitz im niederösterreichischen Traismauer. Schon im Vorfeld des Insolvenzantrags habe man umfassende Vorbereitungen zur möglichst raschen Antragstellung auf Zuerkennung von Insolvenz-Entgelt für die zum Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung rückständigen Löhne und Gehälter getroffen.
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