Am Ende der Volksschule besitzt heute jedes zweite Kind ein eigenes Smartphone, Tablet oder einen PC. Aber was machen sie eigentlich damit? Welche Gefahren birgt das Internet in so jungen Jahren? Und was können Eltern tun, um ihre Sprösslinge auf den Alltag in der digitalen Welt vorzubereiten? Dieser Frage sind das Institut für Soziologie der Uni Wien und die Initiative SaferInternet.at auf den Grund gegangen. Hier lesen Sie ihre Erkenntnisse.
Am 6. Februar ist Safer Internet Day. 220 Schulen beteiligen sich heuer an dem vom Providerverband ISPA und dem Institut für angewandte Telekommunikation ÖIAT ausgerufenen Aktionstag, die Projekte dauern den ganzen Februar an. Das große Thema heuer ist digitale Mediennutzung im Volksschulalter. Eine qualitative Studie, für die Volksschüler zwischen sechs und neun Jahren sowie ihre Eltern zu ihren Erfahrungen befragt wurden, hat man bereits veröffentlicht.
Die Studie zeigt, wie weit das Internet und die Geräte, auf denen wir es konsumieren, bereits in die Lebenswelt der Jüngsten vorgedrungen sind. Jedes zweite Kind hat am Ende der Volksschule Handy, Tablet oder PC. Und Österreichs Volksschüler wissen damit umzugehen: Sie nutzen Games wie „Minecraft“, „Clash Royale“ oder „slither.io“, schicken einander Fotos und Nachrichten via WhatsApp, recherchieren mit Google oder lassen sich von YouTube-Videos berieseln.
Influencer sind Stars unserer Volksschüler
Die Stars unserer Volksschüler: YouTube-„Influencer“ wie Chaosflo44, der mit seinen „Minecraft“-Videos ein Millionenpublikum erreicht. Oder wie der deutsche Internetstar Bibi, die es mit Schminkvideos auf ihrem YouTube-Kanal BibisBeautyPalace zu erstaunlicher Berühmtheit gebracht hat.
Beim Konsum von Online-Inhalten legen Kinder eine beachtliche Expertise an den Tag, manch ein Sechsjähriger knipst und bearbeitet schon geschickt Fotos. Während das Handwerkszeug sitzt, mangelt es der Studie zufolge allerdings vielen Kindern an der Fähigkeit, Inhalte zu bewerten und subtile Reklame oder Fake-Inhalte zu erkennen.
Kinder verdrängen verstörende Inhalte
Tatsächlich können die Inhalte, die Kinder in jungen Jahren im Internet sehen, durchaus problematisch für sie sein. Viele von ihnen – sie müssen nicht einmal ein eigenes Smartphone haben, brauchen nur auf das Display von Freunden schauen – haben im Internet schon einmal Inhalte gesehen, die sie ängstigen oder verstören. Viele Kinder reagieren hier mit Verdrängung.
ISPA-Generalsekretär Maximilian Schubert: „Da Kinder selten über ‚gruselige‘ Erfahrungen in der digitalen Welt sprechen, ist es besonders wichtig, dass Bezugspersonen auf sie zugehen und dieses Thema von selbst ansprechen.“ Technische Sperren seien keine Alternative, hier laufen Eltern lediglich Gefahr, sich in „trügerischer Sicherheit“ zu wiegen.
Vorbildwirkung der Eltern enorm wichtig
Generell raten die SaferInternet-Experten Eltern, die Internetnutzung ihrer Sprösslinge genau zu überwachen, dabei aber nicht über das Ziel hinauszuschießen. Es gelte, das richtige Maß zwischen Kontrolle und Vertrauen zu finden – und auch selbst Vorbild zu sein. „Die Vorbildwirkung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt ÖIAT-Chef Bernhard Jungwirth.
Das gilt auch, wenn es um das Einhalten von Regeln in der Familie geht. Wer beispielsweise seinen Kindern beim Abendbrot verbietet, aufs Handy zu schauen, tut aus Gründen der Glaubwürdigkeit gut daran, sich auch selbst beim Essen vom Smartphone fernzuhalten. Laut der Studie nervt Volksschüler kaum etwas so sehr wie Eltern, die sich selbst nicht an vereinbarte Regeln halten oder sich nicht um die Privatsphäre ihrer Kinder kümmern, womöglich ungefragt Fotos von ihnen auf Facebook posten.
Aktive Internetnutzung statt Berieselung
Eltern sollten aber nicht nur Regeln aufstellen, sondern sich aktiv in den Internetalltag ihrer Kinder einbringen. Es gelte nicht nur, sich Basiswissen über digitale Medien anzueignen und beispielsweise zu wissen, welche Inhalte im Web altersgerecht sind. Es sei auch wichtig, die Kinder zum aktiven Umgang mit Smartphone, Tablet und anderen Geräten zu animieren, damit sie sich nicht nur „berieseln lassen“. Auch die körperlichen Folgen allzu langer Handynutzung sollten Eltern nicht unterschätzen.
SaferInternet-Expertin Barbara Buchegger: „Von klein auf liegt es an den Eltern, Kinder dabei zu unterstützen, diese Grenzen wahrzunehmen und Handlungsalternativen anzubieten und auszuüben. Diese können sein: sich bewegen, ins Freie gehen, analoge Spiele spielen, Essen, Trinken, mit den Kindern gemeinsam etwas unternehmen.“ Damit leiste man als Elternteil auch Präventionsarbeit gegen spätere exzessive Internetnutzung.
Zahlreiche Elternratgeber verfügbar
Wer Kinder im Volksschulalter hat und sie auf ihren ersten Schritten im Cyberspace unterstützen will, findet online eine Menge Infomaterial dazu. Auf saferinternet.at stehen etliche Elternratgeber und Materialien für Pädagogen zum Download bereit, alternativ gibt es beim SaferInternet-Partner „Rat auf Draht“ unter der Nummer 147 Unterstützung. Auch der YouTube-Kanal von SaferInternet dient als Anlaufstelle für Eltern, Pädagogen und Kinder.
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