Rache für Frauenmord
Schüsse auf Afrikaner: Gewaltspirale in Italien
Nach Schüssen auf mehrere Afrikaner im italienischen Macerata deutet alles auf eine rassistisch motivierte Tat hin. Medienberichten zufolge zielte der Täter am Samstag aus seinem Auto ausschließlich auf dunkelhäutige Menschen. Regierungschef Paolo Gentiloni rief die Italiener auf, dem Risiko einer Gewaltspirale entgegenzuwirken. "Hass und Gewalt werden es nicht schaffen, uns auseinanderzutreiben", sagte der Sozialdemokrat in Rom. Der Vorfall heizte vor den Wahlen am 4. März die politische Diskussion weiter an.
Die Schüsse waren am Samstagvormittag an verschiedenen Orten in der Provinzhauptstadt in den Marken gefallen. Alle Verletzten seien ausländischer Nationalität, teilte die Polizei auf Twitter mit, stand für weitere Auskünfte aber bis Samstagabend nicht zur Verfügung.
Schütze machte bei Festnahme faschistischen Gruß
Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um den 28-jährigen Italiener Luca T.. Dieser sei gefasst worden, als er einen faschistischen Gruß vor einem Denkmal für gefallene Soldaten in der 42.000-Einwohner-Stadt gezeigt habe, hieß es in Medienberichten. Zuvor habe er sich in eine italienische Flagge gehüllt. Bei seiner Festnahme habe er keinen Widerstand geleistet. Im Auto fanden die Carabinieri eine Pistole.
Politiker verschiedener Lager verurteilten die Tat. "Der Mann, der geschossen und sechs dunkelhäutige Altersgenossen getroffen hat, ist eine elendige und irre Person", schrieb der Chef der Sozialdemokraten, Italiens Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi, auf Facebook.
Der Verdächtige sei vergangenes Jahr bei Kommunalwahlen für die ausländerfeindliche Lega Nord angetreten, schrieb Renzi, rief aber gleichzeitig dazu auf, den Vorfall aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Der Mann habe auch einen Schuss auf den Sitz der sozialdemokratischen PD in Macerata abgegeben.
Lega-Chef will Wahlen im März gewinnen
Lega-Chef Matteo Salvini sagte, er hoffe, die Wahlen am 4. März zu gewinnen, um in Italien für Sicherheit zu sorgen. "Die moralische Verantwortung für jede Episode von Gewalt, die in Italien passiert, haben diejenigen, die das Land mit illegalen Einwanderern gefüllt haben", wurde er außerdem von der Nachrichtenagentur ANSA zitiert. Die Lega ist Teil der Mitte-Rechts-Allianz mit Silvio Berlusconis Forza Italia und den rechten Fratelli d'Italia, die laut Umfragen gerade die meisten Stimmen auf sich vereint.
Macerata war erst vor wenigen Tagen von dem grausamen Mord an einer 18-Jährigen erschüttert worden. Die Leiche des Mädchens war zerstückelt in zwei Koffern gefunden worden. Verdächtigt wird ein Mann aus Nigeria, der mit Drogen gedealt haben soll. Er sitzt in Untersuchungshaft. Italienische Medien berichten über die Vermutung, der Vorfall am Samstag sei eine Reaktion auf den Mord gewesen.
Migrationskrise dominiert Wahlkampf
Die Migrationskrise, von der Italien in hohem Maß betroffen ist, dominiert den Wahlkampf. Salvinis Partei, die sich gegen die Einwanderung positioniert, hat in den vergangenen Monaten an Zulauf gewonnen und liegt derzeit bei rund 13 Prozent.
Wer wie Salvini "Tragödien für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert", sei verantwortlich für eine Spirale von Hass und Gewalt, die schnellstmöglich gestoppt werden müsse, sagte der Anführer der Linksallianz Liberi e Uguali, Pietro Grasso. "Seien wir still und betreiben keinen Wahlkampf auf Kosten des getöteten Mädchens und der Verletzten von heute", mahnte auch der Spitzenkandidat der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio.
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