Jet-Abschuss in Syrien
Umzingelter Pilot sprengt sich mit Granate in Luft
"Das ist für unsere Jungs!": Mit diesen Worten hat sich der Pilot des am Samstag über Syrien abgeschossenen russischen Kampfjets vom Typ Suchoi Su-25 - von islamistischen Kämpfern umzingelt - mit einer Granate selbst in die Luft gesprengt. Der 33-Jährige hatte sich zunächst noch mit dem Fallschirm retten können, nachdem sein Flugzeug in der nordsyrischen Provinz Idlib von Rebellen mit einer tragbaren Flugabwehrrakete vom Himmel geholt worden war.
Nach der Landung mit dem Fallschirm sei der Pilot - er wurde als Major Roman Filipov identifiziert - russischen Angaben zufolge noch in Funkkontakt mit dem russischen Luftwaffenstützpunkt Khimeim in Syrien gestanden. "Der Pilot tat sein Bestes, um das Flugzeug so lange wie möglich in der Luft zu halten. Er schaffte es, seinen Kommandeuren zu melden, dass er von einer Rakete angegriffen worden war", teilte das russische Verteidigungsministerium laut der Nachrichtenagentur Tass mit. Medienberichte, wonach der Pilot mit seiner Faustfeuerwaffe noch zwei dschihadistische Kämpfer erschossen habe, als diese sich ihm näherten, wurden bislang nicht offiziell bestätigt.
Als Filipov, der als erfahrener Kampfpilot beschrieben wird, erkannt habe, dass seine Situation hoffnungslos war, habe er seine Granate gezündet. "Bis zu den letzten Augenblicken seines Lebens kämpfte er mit seiner Handwaffe gegen die Terroristen. Der Pilot sprengte sich mit einer Granate in die Luft, nachdem er schwer verletzt und von Terroristen umringt war, als die Angreifer mehrere Dutzend Meter entfernt waren", so das Verteidigungsministerium. Er wollte eine Gefangennahme offenbar um jeden Preis vermeiden. Seine letzten Worte in einem auf YouTube veröffentlichten Video waren demnach: "Das ist für unsere Jungs!"
Die Aufnahmen wurden bislang noch nicht offiziell von Russland verifiziert, decken sich aber mit bereits am Wochenende veröffentlichten Videos, die neben dem Abschuss und den Wrackteilen der Su-25 unter anderem auch die blutige Leiche des Piloten zeigen.
Das dramatische Video vom letzten Gefecht des russischen Kampfpiloten dürfte von Kämpfern des Dschihadistenbündnisses Tahrir al-Sham, deren Kern die aus der Terrororganisation Al-Kaida stammende Al-Nusra-Front bildet, ins Netz gestellt worden sein. Tahrir al-Sham kontrolliert große der Teile der Provinz Idlib an der türkischen Grenze und hatte den Abschuss am Wochenende für sich reklamiert.
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat den Piloten laut Tass posthum für die Auszeichnung "Held der russischen Föderation" nominiert. Es ist die höchste Auszeichnung und der höchste Ehrentitel, der in Russland vergeben wird. Der russische Präsident verleiht diesen Orden an Personen, die sich bei ihnen übertragenen Aufgaben oder anderen Heldentaten im Dienste des Staates durch außerordentliche Tapferkeit hervorgetan haben.
Russische Kampfflugzeuge müssen höher fliegen
Es war der erste Abschuss eines russischen Kampfjets über Syrien durch Rebellen. Russland zog umgehend Konsequenzen: Einem Zeitungsbericht zufolge haben die Piloten den Befehl bekommen, über dem Kriegsgebiet höher zu fliegen. Die Flugzeuge sollten künftig eine Flughöhe von mindestens 5000 Metern einhalten, um vor dem Beschuss mit schultergestützten Raketen geschützt zu sein, berichtete die Tageszeitung "Iswestia" am Montag.
Das Blatt berief sich auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Eine derartige Anweisung habe zwar früher schon gegolten, aus unbekannten Gründen seien die Flugzeuge in den vergangenen Tagen jedoch tiefer geflogen, hieß es.
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