Krise im Inselparadies

Malediven: Reisewarnung und Ausnahmezustand

Ausland
06.02.2018 13:50

Die tiefe politische Krise auf den Malediven hat sich weiter zugespitzt. Am Dienstag wurde der frühere Präsident Abdul Gayoom festgenommen, weil er die Opposition unterstützte, die Präsident Abdulla Yameen zuletzt unter Druck gesetzt hatte. Yameens Regierung hatte am Montag einen 15-tägigen Ausnahmezustand verhängt und dies mit Ausschreitungen und Unruhen in der Hauptstadt Male begründet. Am Dienstag klickten auch für den obersten Richter des Landes die Handschellen. Viele Länder, darunter China, Indien und Deutschland, haben inzwischen Reisewarnungen ausgesprochen, auch das österreichische Außenamt rät von Reisen nach Male ab.

Auf der Homepage des österreichischen Außenamtes heißt es: "Da der Transfer in die Ferienanlagen im Regelfall direkt vom Flughafen erfolgt, ist ein Aufenthalt in Male nicht zwingend erforderlich. Es wird empfohlen, sich vor Reiseantritt über die aktuelle Sicherheitslage zu erkundigen." Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass es aufgrund der politischen Entwicklung Auswirkungen auf die Ferienanlagen auf den Inseln gibt. Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Kleinstaates.

Auf den Malediven greift die Polizei hart durch. (Bild: AP)
Auf den Malediven greift die Polizei hart durch.

"Aufgrund der nicht absehbaren Entwicklung der angespannten politischen Lage wird Reisenden empfohlen, die Medienberichterstattung zu verfolgen, besonders vorsichtig zu sein und von nicht notwendigen Reisen nach Male derzeit abzusehen", teilte am Dienstag auch das deutsche Auswärtige Amt mit. China und Indien rieten allgemein von Reisen in das Urlaubsparadies im Indischen Ozean ab.

(Bild: AFP)
Nach dem Bombenanschlag auf Präsident Yameen geht es auf den Malediven politisch rund. (Bild: AP)
Nach dem Bombenanschlag auf Präsident Yameen geht es auf den Malediven politisch rund.

Schwer bewaffnete Einheiten stürmen Obersten Gerichtshof
In den frühen Morgenstunden des Dienstags stürmten schwer bewaffnete Einheiten den Obersten Gerichtshof in Male. Sie nahmen Gerichtspräsident Abdulla Saeed und einen weiteren Richter wegen Korruptionsvorwürfen fest. Yameen erklärte zur Begründung, die Richter hätten seinen Sturz geplant.

Malediven (Bild: thinkstockphotos.de)
Malediven
Malediven (Bild: thinkstockphotos.de)
Malediven

Ausnahmezustand erlaubt härteres Durchgreifen gegen Opposition
Der Präsident des südasiatischen Inselstaates hatte am Montag wegen Unruhen in Male einen Ausnahmezustand für 15 Tage ausgerufen. Dieser erlaubt es den Sicherheitskräften, strenger gegen Oppositionelle vorzugehen. Der langjährige Präsident Abdul Gayoom und zwei Richter des Obersten Gerichts wurden festgenommen.

Regierung ignoriert Gericht
Das Gericht hatte am vergangenen Donnerstag die Freilassung von acht inhaftierten Oppositionspolitikern und eine Wiederaufnahme der Verfahren gegen sie sowie den Ex-Präsidenten Mohamed Nasheed angeordnet. Dieser hatte nach seiner umstrittenen Verurteilung zu 13 Jahren Haft im Jahr 2016 Asyl in Großbritannien gewährt bekommen. Das Gericht entschied zudem auf Wiedereinsetzung von zwölf Parlamentsabgeordneten - womit die Opposition die Mehrheit hätte. Die Regierung weigerte sich bisher, die Entscheidung umzusetzen.

(Bild: APA-Grafik, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Appelle an Indien und die USA
Am Dienstag rief Nasheed zur Absetzung seines Nachfolgers auf: "Präsident Yameen hat auf illegale Weise das Kriegsrecht verhängt", erklärte er mit Blick auf den Ausnahmezustand. "Wir müssen ihn entmachten." Die indische Regierung müsse einen Gesandten und Soldaten schicken, "um die Richter und die politischen Gefangenen zu befreien". Indien spielt in der Region eine wichtige Rolle - und sieht mit Sorge, wie Yameen die Malediven politisch näher an China heranrückt. 
Nasheed rief auch die USA zum Eingreifen auf. 

Malediven (Bild: thinkstockphotos.de)
Malediven

Malediven streng islamisch geprägt
Die Malediven sind streng islamisch geprägt. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Einfluss radikaler Islamisten stetig gewachsen. Die Einfuhr nicht-islamischer religiöser Bücher ist auch für Urlauber verboten. Die Touristen sind in eigenen Resorts untergebracht, in denen Angestellte aus dem Westen und Gastarbeiter aus Bangladesch oder Sri Lanka arbeiten. Mit Einheimischen kommen die Urlauber kaum in Berührung.

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