Chef-Propagandistin?
Kim schickt seine Schwester zu Olympischen Spielen
In den Bemühungen um eine Entspannung zwischen Nord- und Südkorea nehmen die Olympischen Winterspiele in Südkorea von 9. bis 25. Februar eine wichtige Rolle ein. Dem gemeinsamen Einmarsch der beiden Delegationen bei der Eröffnungsfeier unter der "Vereinigungsflagge" und der Bezeichnung "Korea" fällt dabei eine historische Symbolik zu. Es ist nicht nur das erste gemeinsame Einlaufen der beiden Nationen bei sportlichen Großereignissen seit elf Jahren, sondern auch die Olympiapremiere für den Norden in Südkorea. Und diese wird vom Regime in Pjöngjang intensiv für Propagandazwecke genützt. So schickt Machthaber Kim Jong Un seine jüngere Schwester Kim Yo Jong nach Pyeongchang - sie ist ein hochrangiges Mitglied der kommunistischen Partei Nordkoreas und gleichzeitig stellvertretende Leiterin der Abteilung für Propaganda und Agitation.
Damit reist zum ersten Mal ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Dynastie nach Südkorea. Nordkorea habe Südkorea davon informiert, dass Kim Yo Jong als Mitglied einer hohen Delegation anreisen werde, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul am Mittwoch mit. Die Delegation soll am Freitag, wenn die Spiele eröffnet werden, anreisen und bis Sonntag bleiben.
Schwester in Machthierarchie weit oben
Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Kim Jong Un seiner Schwester verschiedene Posten verschafft, um damit die Stellung der Familie innerhalb des Führungssystems des weithin isolierten Staates zu stärken. Seit die Schwester ins Zentralkomitee aufgestiegen war, gab es Spekulationen, dass sie in der Machthierarchie immer weiter vorrücken und ihrem Bruder bei den Regierungsgeschäften stärker zur Hand gehen könnte.
Kim Jong Un hatte in seiner Ansprache am Neujahrstag zugesagt, eine Delegation zu den Winterspielen in der östlichen Provinz Gangwon entsenden zu wollen. Bei Gesprächen vereinbarten beide Seiten später, dass auch 22 nordkoreanische Sportler, unter ihnen zwölf Eishockey-Spielerinnen, an den Wettkämpfen teilnehmen. Südkoreas Präsident Moon Jae In will die Zusammenarbeit mit Nordkorea für Olympia dazu nutzen, eine dauerhafte Entspannung zu erreichen. Allerdings wird bisher bezweifelt, dass Nordkorea auch an Gesprächen über sein Atom- und Raketenprogramm interessiert ist, das in der Region und von den USA als große Bedrohung gesehen wird.
USA kündigen "härteste Sanktionen" gegen Nordkorea an
Aus diesem Grund kündigte die US-Regierung die "härtesten Sanktionen" gegen das Kim-Regime an. Am Rande seines Besuchs in Japan warnte US-Vizepräsident Mike Pence, Nordkorea dürfe das Sportereignis nicht für seine eigene Propaganda missbrauchen. Das kommunistische Land könne nicht hinter der olympischen Fahne verbergen, dass es "seine eigene Bevölkerung versklavt und eine ganze Region bedroht". Japans Regierungschef Shinzo Abe stimmte ebenfalls in den Chor der warnenden Stimmen ein: "Wir sollten uns nicht von der Charme-Offensive Nordkoreas gefangen nehmen lassen."
200-köpfiges Cheerleader-Team wird Nordkoreaner anfeuern
Unterdessen sind die ersten nordkoreanischen Sportler, ein 140 Mitglieder umfassendes Orchester und ein 200 köpfiges Cheerleader-Team in Pyeongchang eingetroffen. Unter der Leitung von Sportminister Kim Il Guk sei die Delegation über die militärische Demarkationslinie im Westteil der Grenze eingereist, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit. Die Gruppe umfasste auch Sportfunktionäre und Journalisten.
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