Anti-Terror-Chef warnt

„Wir rechnen mit komplexen Anschlägen“

Ausland
09.02.2018 06:00

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hat der Präsident der neuen Bundespolizei-Direktion Spezialkräfte in Deutschland vor Terroranschlägen in unserem Nachbarland gewarnt. "Wir sind glücklicherweise in Deutschland bisher von einem großen komplexen Szenario verschont geblieben, das heißt aber nicht, dass es in Zukunft, vielleicht sogar in naher Zukunft, nicht auf uns zukommt", sagte Olaf Lindner am Europäischen Polizeikongress in Berlin.

Laut Lindner führt kein Weg mehr daran vorbei, dass man sich stärker national und international vernetze. "Da sehe ich eine dringende Notwendigkeit, nicht nur polizeilich betrachtet, sondern, insbesondere auch zwischen Nachrichtendiensten und den Polizeieinheiten, aber auch dem Militär. Das muss ausgebaut werden", sagte er gegenüber der "Berliner Zeitung". Ziel sei es, gemeinsame Standards für Ausbildung, Ausrüstung und Einsatzverfahren zu entwickeln.

Olaf Lindner, Präsident der Bundespolizeidirektion 11 Spezialkräfte (Bild: AFP)
Olaf Lindner, Präsident der Bundespolizeidirektion 11 Spezialkräfte
(Bild: APA/dpa-Zentralbild/Arno Burgi)
(Bild: AFP)

Als Reaktion auf die jüngsten Terroranschläge in Deutschland und Europa hat die Bundespolizei im August 2017 eine neue Direktion in Berlin eingerichtet. Von dort aus sollen künftig unter anderem komplexe Einsätze gesteuert werden. Der Direktion sind Spezialeinheiten der Bundespolizei unterstellt - etwa die Elitetruppe GSG9, der Flugdienst oder Fachleute zur Bombenentschärfung.

(Bild: APA/dpa/Bernd von Jutrczenka)
(Bild: APA/dpa)
(Bild: AFP)

Aufholbedarf bei Erstversorgung von Terroropfern
Zudem sieht Lindner noch Nachholbedarf in den eigenen Reihen bei der medizinischen Erstversorgung von Terroropfern. Die Auswertung von Anschlägen habe ergeben, dass die meisten Opfer an schwersten Blutungen unmittelbar nach den Anschlägen gestorben seien. Einsatzkräfte seien nicht ausreichend ausgebildet und ausgerüstet gewesen, um diese Opfer zu versorgen. Nach einem Anschlag dürften Rettungskräfte oft erst gar nicht in die Sicherheitszone.

(Bild: APA/dpa/Maurizio Gambarini)

Mehr Aus- und Fortbildung
Es brauche deshalb mehr Aus- und Fortbildung für die Kontroll- und Streifenbeamten der Bundespolizei an sensiblen Verkehrsknotenpunkten. Sie sollen in die Lage versetzt werden, schnellst- und bestmögliche Versorgung zu leisten. "Wir glauben, dass es da bei uns, aber vielleicht in anderen Organisationen auch, den einen oder anderen Verbesserungsbedarf gibt." Man wolle dafür sorgen, "dass wir unser Leistungsniveau in diesen Segmenten anheben". In der Direktion gebe es deshalb eine Projektgruppe "Taktische Medizin".

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