"Zeit im Bild 2"-Moderator Armin Wolf hat sich angesichts eines Facebook-Postings von Vizekanzler Heinz-Christian Strache, in dem der FPÖ-Chef dem ORF-Journalisten "Lügen" vorwirft, "ehrlich fassungslos" gezeigt. "Selbstverständlich werde ich das klagen", erklärte der Anchorman am Dienstag. Der ORF selbst kündigte an, bei Facebook die Löschung des Strache-Postings zu veranlassen, und prüft ebenfalls rechtliche Schritte.
"In 32 Jahren als Journalist hat mir noch nie jemand vorgeworfen, ich würde in meiner Arbeit lügen", so der stellvertretende TV-Chefredakteur. "Ich bin persönlich nicht wehleidig und stelle mich gerne jeder sachlichen Kritik, aber dass der Vizekanzler der Republik ein derartiges Sujet postet, macht mich ehrlich fassungslos", erklärte Wolf.
„Demokratiepolitisch bedenkliches Ausmaß“
Die "Attacken der FPÖ - einer Regierungspartei - auf unabhängige Medien und ihre persönlichen Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten erreichen mittlerweile ein demokratiepolitisch wirklich bedenkliches Ausmaß", sagte Wolf weiter. Nachsatz: "Und dabei geht es nicht um diese Rechtsfrage, denn dass Herr Strache für dieses Posting verurteilt werden wird, ist ja überhaupt keine Frage."
Von Seiten des ORF hieß es am Dienstag, man weise die "pauschalen Anschuldigungen und Unterstellungen gegenüber unseren Redaktionen sowie gegen Armin Wolf persönlich auf das Schärfste zurück.“ Der Sender werde bei Facebook unverzüglich die Löschung des Postings veranlassen und prüfe weitere rechtliche Schritte, hieß es.
Redakteursrat protestiert gegen Diffamierung
Auch der Redakteursrat des ORF protestiert gegen die Diffamierung von Journalisten durch Strache. „Es handelt sich hierbei um eine massive Grenzüberschreitung durch ein führendes Mitglied der österreichischen Bundesregierung. Einer der höchsten Repräsentanten unseres Staates hat mit der Verbreitung derart schwerer Vorwürfe eine rote Linie überschritten. Ein Medium und seine Mitarbeiter pauschal als vorsätzliche Verbreiter von Lügen zu diffamieren und diese Aussage mit dem Foto eines bekannten Journalisten zu illustrieren, ist unter der Würde eines Vizekanzlers der Republik Österreich“, heißt es in einer am Dienstagnachmittag veröffentlichten Aussendung.
Das Facebook-Posting markiere einen Tiefpunkt im Umgang Heinz-Christian Straches mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dass derartige Methoden nun von höchster Stelle benutzt werden, direkt aus der österreichischen Bundesregierung, mache betroffen und sei Anlass zur Sorge, so der Redakteursrat.
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