In Armeekurs
Florida-Killer lernte das Schießen in der Schule
Jeden Tag werden neue, tragische Details rund um den Massenmord an der Marjory Stoneman Douglas High School bekannt. So ging Nicolas Cruz zu McDonald's, nachdem er 17 Menschen getötet und 15 weitere verletzt hatte. Besonders schauderhaft erscheint allerdings die Tatsache, dass der 19-Jährige das Schießen sogar an der Schule gelernt hatte. Er war nicht nur Mitglied bei den Sportschützen, sondern auch noch beim Junior Reserve Officers' Training Corps (JROTC), einem Trainingsprogramm der US-Armee, welches unter anderem von der mächtigen Waffenlobby NRA mit finanziert wird.
Das Massaker an der Schule fachte die Debatte um eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA erneut an, die Wut bei Eltern und Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School wächst. "Es ist unlogisch, dass ein Minderjähriger nicht trinken darf, aber ein Gewehr kaufen kann", sagte Mavy Rubiano, deren Kind das Massaker überlebte. Denn Cruz erwarb das halb automatische Schnellfeuergewehr, mit dem er seine ehemaligen Schulkameraden und Lehrer niedermetzelte, völlig legal in einem Waffengeschäft in Parkland.
Doch nicht nur das Waffenrecht rückt in den Fokus der Öffentlichkeit. Bei seiner Festnahme trug Cruz ein T-Shirt des Junior Reserve Officers' Training Corps an der Schule. Das JROTC ist ein von den US-Streitkräften durchgeführtes Programm, bei dem Jugendliche eine de facto militärische Erziehung und Ausbildung erhalten. Auch wenn immer wieder öffentlich betont wird, dass das Programm nicht zu Rekrutierungszwecken diene, steht doch bei vielen Teilnehmern am Ende der Eintritt in die Armee, Navy, Airforce oder bei den Marines.
Drill und Exerzieren als Wahlfach
Cruz lernte dort nicht nur Exerzieren, Uniformkunde und körperlichen Drill - er erhielt auch eine Schießausbildung. Außerdem war er Mitglied des Sportschützenvereins. Aaron Diener, ebenfalls Sportschütze, fuhr mit Cruz zusammen zu Wettkämpfen: "Er war ein sehr guter Schütze, sein Spitzname war Wolf", so der 20-Jährige gegenüber der Associated Press. Ehemalige Kadetten des JROTC an Cruz' Schule sagten, er habe immer wieder mit seiner Waffensammlung geprahlt.
Kyle Ramos, leitender Offizier des JROTC-Bataillons an der Schule, bestätigte das. "Er hat gerne über Waffen und Messer gesprochen und ist auch gerne Kleidung im Militärstil in der Schule getragen. Auch hat er mit erzählt, wie sehr es ihm Spaß macht, kleine Tiere wie Eichhörnchen und Eidechsen abzuknallen." Das habe ihn schon verstört, so Ramos. Auch mit jenem Football-Trainer, der sich schützend vor seine Schüler warf und in Kugelhagel von Cruz' AR-15 starb, soll es einen Zwischenfall gegeben haben. "Aaron Feis hat ihn einmal aus dem JROTC-Kurs geholt, weil es Probleme gegeben hat", erinnert sich Diener.
Umstrittenes Programm mit NRA-Finanzierung
Das Junior Reserve Officers' Training Corps soll laut seiner Beschreibung den Jugendlichen "Selbstverantwortung, Disziplin und Nationalgefühl sowie den hohen Stellenwert der US-Streitkräfte" vermitteln. Als Ausbilder fungieren pensionierte Angehörige der jeweiligen Teilstreitkraft, also Army, Navy, Air Force oder Marines. An regulären Highschools ist das JROTC ein Wahlfach. Die Schüler tragen dort die Uniform an ein bis zwei Tagen pro Woche, erhalten Orden und Medaillen für besondere Verdienste, unternehmen Ausflüge zu Militäreinrichtungen.
Zwei Drittel der JROTC-Einheiten in den USA bieten allerdings auch ein Schießtraining mit Handfeuerwaffen und Gewehren an - um eben wie im Fall von Nicolas Cruz auch an Wettkämpfen teilzunehmen. Das Pentagon steckt jedes Jahr rund 340 Millionen US-Dollar in das Programm, aber auch die mächtige US-Waffenlobby National Rifle Association (NRA) finanziert mit.
Schul-Killer wollte Scharfschütze werden
Cruz wollte laut ehemaligen Kadetten nach seinem Schulabschluss zum Militär und sich dort zu einem Scharfschützen ausbilden lassen. Nach einer Schlägerei mit dem neuen Freund seiner Ex-Freundin wurde er der Schule verwiesen - und sein Traum platzte. Kurz danach griff er zur Waffe und richtete ein Massaker an. Das FBI muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Warnhinweisen nicht nachgegangen zu sein. Ein Anrufer warnte die Bundesbehörde bereits am 5. Jänner vor dem späteren Massenmörder, im September veröffentlichte Cruz einen Beitrag auf YouTube, in dem er ankündigte: "Ich werde ein professioneller Schulschütze."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.