Kurden-Stadt im Visier
Erdogan: „Beginnen mit Belagerung von Afrin“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündigt, die nordsyrische Kurden-Stadt Afrin unter militärische Belagerung zu stellen. "In den kommenden Tagen wird die Belagerung des Stadtzentrums von Afrin beginnen", sagte er am Dienstag. Die Stadt und die gleichnamige Region werden von der Kurdenmiliz YPG kontrolliert. Die Türkei sieht in dieser den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, bekämpft sie und hat vor einem Monat eine Offensive auf Afrin begonnen.
Die Kurden gingen deshalb ein Zweckbündnis mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad ein und hoffen, mit dessen Entsendung von Regierungstruppen in die Region die türkische Offensive stoppen zu können. Die Türkei warnte deshalb Assad: "Wenn das Regime eindringt, um die YPG zu schützen oder ihren Schutz zu gewährleisten, dann kann niemand die Türkei und die türkischen Soldaten stoppen", sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Dies war offenbar bereits am Dienstagnachmittag der Fall, denn wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA vermeldete, begann die Türkei mit dem Bombardement der Region.
Unübersichtliche Allianzen
Die syrischen Kurden werfen aber auch Russland vor, ihr Abkommen mit Assad zu torpedieren. Die Verhandlungen mit der Regierung in Damaskus liefen seit einer Woche, sagte Sulaiman Jafar, Mitglied im Lokalrat von Afrin, am Dienstag. Doch die Russen hätten ihnen Steine in den Weg gelegt: "Wir haben die zuverlässige Information, dass Russland der Türkei grünes Licht gegeben hat, um alles in Afrin zu zerstören." Die nunmehrige Situation in dem Kriegsland ist noch verworrener als zuvor, denn Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete Assads und damit eigentlich ein Kontrahent der Türkei, die die Rebellen unterstützt.
Mehr als 230 Tote in 45 Stunden
Das syrische Rebellengebiet Ost-Ghouta nahe Damaskus erlebte indes eine der blutigsten Angriffswellen seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. Bombardierungen aus der Luft und Artillerie hätten in der Region innerhalb von 48 Stunden mindestens 231 Zivilisten getötet, darunter Dutzende Frauen und Kinder, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Mehr als 1100 Menschen seien verletzt worden, viele davon schwer. Allein am Montag starben demnach 127 Zivilisten.
Ost-Ghouta gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Die Region ist seit Monaten von Regierungstruppen eingeschlossen. Rund 400.000 Menschen sind dort wegen der Blockade fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer berichten von einer dramatischen humanitären Lage, es fehle an Nahrung und medizinischer Versorgung.
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