Ärztekammer kämpft

Rauchen: „Den politischen Druck weiter erhöhen“

Österreich
21.02.2018 18:57

Das geplante „Don‘t Smoke“-Volksbegehren ist bereits ein großer Erfolg - beinahe 300.000 Unterschriften wurden gesammelt. Der Präsident der Ärztekammer, Thomas Szekeres, freut sich im „Krone“-Talk mit Gerhard Koller über die positive Resonanz zu diesem Vorstoß. Je mehr Unterschriften, desto höher der politische Druck.

Auch wenn die 100.000 Unterschriften, die benötigt werden, um eine verpflichtende Debatte im Nationalrat durchzusetzen, längst erreicht wurden, wird die Abstimmung noch nicht beendet. "Wir machen so lange weiter, bis alle Menschen, die gern unterschreiben möchten, auch die Möglichkeit dazu haben", so Szekeres. Es habe schließlich Serverausfälle und Menschen gegeben, die vom Magistratischen Bezirksamt oder Gemeindeamt weggeschickt wurden.

(Bild: Markus Tschepp)

Ob er sich vorstellen könne, die Marke von einer Million Unterschriften zu knacken? Entscheidend sei nicht die Zahl an Unterschriften, sondern "die Tatsache, dass genug Druck auf die verantwortlichen Politiker ausgeübt wird", erklärt Szekeres dazu. "Wir sind eines der letzten Länder in Europa, wo es kein Rauchverbot in der Gastronomie gibt", betont Szekeres. "Schon beschlossene Gesetze wieder rückgängig zu machen" halte er die Gesundheit betreffend für "nicht sinnvoll".

Vor dem 1. Mai, dem Datum, an dem das Rauchverbot in Kraft treten hätte sollen, wird sich eine Volksabstimmung nicht ausgehen – so lange bleibt alles beim Alten. "Man könnte natürlich auch einen Schritt zurück wagen, zuwarten und nichts ändern", schlägt der Präsident der Arbeitskammer vor, das Rauchverbot vorerst umzusetzen. Die Gefahr liege darin, dass nach einem erfolgreichen Volksbegehren das Thema nur besprochen werden müsste: "Es könnte theoretisch auch schubladisiert werden." Doch je mehr Menschen unterschreiben würden, desto größer der politische Druck auf die Regierung, "die sich ja zur direkten Demokratie bekannt hat", so der Mediziner.

Thomas Szekeres (Ärztekammer Wien, links) und Paul Sevelda (Österreichische Krebshilfe) (Bild: APA/HANS PUNZ)
Thomas Szekeres (Ärztekammer Wien, links) und Paul Sevelda (Österreichische Krebshilfe)

Die Gesprächsbasis mit der Politik sei trotz der Ansage der FPÖ, das Volksbegehren sei unseriös, gut. Es gehe hier auch nicht um Parteipolitik, "sondern es geht darum, dass man die Menschen möglichst gesund erhält". Erfahrungen aus dem Ausland hätten gezeigt, dass die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herzinfarkten nach dieser Maßnahme zurückgeht. Auch das Passivrauchen sei krebserregend und daher müsse die Ärzteschaft für ein Rauchverbot eintreten.

Er verurteile Raucher nicht, da er wisse, wie süchtig das Qualmen macht und wie schwer es sei, davon loszukommen, doch "es geht darum, dass man verhindern soll, überhaupt damit anzufangen". Gerade bei den Jugendlichen habe man eine hohe Anzahl an Rauchern. Ein Verbot in der Gastronomie würde der Einschätzung des Mediziners zufolge einige davon abhalten, mit dem Rauchen anzufangen. Zudem gehörten Lehrlinge vor dem Qualm geschützt.

(Bild: Martin A. Jöchl, krone.at-Grafik, stock.adobe.com)

Illegale Mehrarbeit von Ärzten ist "massive Arbeitsverdichtung"
 Ein weiteres Thema, über das derzeit viel diskutiert wird, ist die Arbeitszeit von Medizinern. Neun von zehn Ärzten in Wien arbeiten länger als gesetzlich erlaubt und können die Mehrarbeit nicht einmal aufschreiben. "In Wirklichkeit haben wir eine massive Arbeitsverdichtung", so Szekeres. Durch Zuzug und die höhere Lebenserwartung werde der Arbeitsaufwand auch größer. "Wir haben einen Bedarf an mehr Ärztinnen und Ärzten in den Spitälern", schlussfolgert der Präsident.

(Bild: Bits and Splits/stock.adobe.com)

Man müsse die Kollegen motivieren, die Überstunden auch aufzuschreiben. Notfalls müsse man versuchen, umzuorganisieren - "zum Beispiel, Notfallaufnahmen auszubauen", so Szekeres. Das sei auch die Absicht des Krankenanstaltenverbundes, da man dort einem besonderen Druck ausgesetzt sei. Man habe eine gute Gesprächsbasis mit der Stadt Wien: "Ich bin guter Dinge, dass man hier nachbessern wird."

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