Kampf gegen Kurden
Türkei setzt in Syrien ferngesteuerte Panzer ein
In der türkisch-syrischen Grenzregion kommt es weiterhin zu schweren Gefechten zwischen türkischen Streitkräften und der kurdischen Miliz YPG. Die Türkei hatte am Dienstag begonnen, die Kurden-Stadt Afrin zu belagern. Wie der türkische Journalist Mete Sohtaoglu auf Twitter berichtet, schickt Präsident Recep Tayyip Erdogan nun 20 ferngesteuerte Panzer, um seinen Truppen besonders im Häuserkampf einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Am Freitag beschossen türkische Soldaten nach eigenen Angaben einen Konvoi, der angeblich Waffen für die YPG transportiert haben soll. Kurdische Quellen berichten dagegen von einem Angriff auf Zivilisten.
Die 20 ferngesteuerten Panzer verfügen über ein Ortungssystem, das speziell für den Häuserkampf entwickelt wurde. Demnach dürfte die Türkei damit rechnen, bald ins Stadtinnere von Afrin vorzudringen. In der Nacht auf Freitag beschoss die Armee laut eigenen Angaben "30 bis 40 Fahrzeuge etwa 15 Kilometer südöstlich von Afrin". Dabei soll es sich um einen Waffentransport für die YPG gehandelt haben.
Damit widersprach die Armee kurdischen Angaben, wonach es sich bei dem Konvoi um Zivilisten aus verschiedenen Teilen Nordsyriens handelte, die zur Unterstützung der Bevölkerung in die Stadt gekommen seien. Die türkische Armee betonte, Ziel des Beschusses seien Milizen gewesen. Das Militär habe "wie immer" Rücksicht genommen, damit keine Zivilisten zu Schaden kommen. Am Donnerstagabend meldete die Nachrichtenagentur Reuters, Kämpfer der YPG seien aus Aleppo Richtung Afrin abgezogen. "Als Folge davon ist die Kontrolle über die östlichen Bezirke von Aleppo an das syrische Regime gegangen", erklärte YPG-Sprecher Fourat Khalil.
Zweckbündnis der Kurden mit Assad
Die Türkei hatte am 20. Jänner eine Offensive gegen die YPG in der Region Afrin gestartet. Die Türkei sieht die YPG als Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und damit als Terrororganisation. Die Kurden sind wegen der Armeeoffensive aus dem Norden ein Zweckbündnis mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad gegen den Türkei-Vorstoß eingegangen. Zuvor hatte Assad die kurdische Kontrolle über Teile Syriens lediglich geduldet.
Nach dem Rückzug der Terrormiliz Islamischer Staat, die jahrelang große Teile Syriens besetzt gehalten hatte und mithilfe von kurdischen Milizen zurückgedrängt worden war, bekämpft Assad nun wieder verstärkt jene Rebellengruppen, die seit dem Aufstand 2011 den Sturz des Regimes erzwingen wollen. Besonders die eingekesselte Rebellen-Enklave Ost-Ghouta war zuletzt Ziel schwerer Bombardements durch die Truppen des syrischen Machthabers.
Hunderte Tote in Rebellenhochburg Ost-Ghouta
Die Leidtragenden sind die Zivilisten. Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Syrien forderte eine sofortige Feuerpause in Ost-Ghouta. Wenn die in den vergangenen 72 Stunden veröffentlichten Bilder den UN-Sicherheitsrat nicht von dieser Notwendigkeit überzeugten, "dann wissen wir ehrlich gesagt nicht, was ihn überzeugen würde", sagte Panos Moumtzis am Donnerstag. In der Region seien in den letzten Tagen mindestens 370 Menschen getötet und mehr als 1500 weitere Personen verletzt worden. Die Bewohner hätten keine Lebensmittel und weder Strom noch Wasser.
Russland signalisierte am Freitag Zustimmung zu einem Waffenstillstand in Ost-Ghouta, wie es eine UN-Sicherheitsratsresolution vorsieht, über die derzeit verhandelt wird. Allerdings verlangt der Kreml im Gegenzug Garantien dafür, dass sich auch die eingekesselten Rebellen an den Waffenstillstand halten. Dies lehnten die USA und ihre Verbündeten allerdings derzeit ab, hieß es in einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax. Zuletzt war auch von einem sicheren Abzug der Rebellen aus der Region die Rede. Die wichtigsten Gruppen weigern sich aber, ihr Gebiet den syrischen Truppen zu überlassen, wie sie das auch in einem offenen Brief an UN-Generalsekretär Antonio Guterres betonen. "Zwangsumsiedlung" sei ein "Kriegsverbrechen", heißt es in dem Schreiben.
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