Der Familienmord war eiskalt geplant! Nach der Wahnsinnstat eines 51-Jährigen im steirischen Sankt Stefan im Rosental kommen immer mehr erschütternde Details ans Tageslicht. So hatte Gerhard S. schon vor dem Massaker mit dem Küchenbeil alles für seinen Freitod vorbereitet. Der kleine Ort steht unter Schock.
„Krone“-Lokalaugenschein Sonntagmittag bei minus 7 Grad in dem nur wenig mehr als 160 Einwohner zählenden Ortsteil Dollrath. Wie ein Leichentuch liegt der Frost über dem kleinen Ort. Blutspuren im Schnee, Polizeiautos und Absperrbänder erinnern an die Tragödie auf dem Hof der Obstbauern-Familie.
Geschwister mit mindestens 20 Hieben ermordet
Die Details der Bluttat machen fassungslos: Der 51-jährige Gerhard S. soll seinen älteren Bruder (52) und seine Schwester (56) mit mindestens 20 Hieben eines Küchenbeils ermordet haben. Die Mutter (75) erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Ärzte im LKH Graz kämpfen zur Stunde noch immer um ihr Leben.
Einer der Ersten am Tatort war der langjährige Lebensgefährte der 56-Jährigen, Rudolf N.: "Ich habe meine Lebensgefährtin blutüberströmt am Boden liegen gesehen. Für mich bricht eine Welt zusammen, wir sind seit fast 40 Jahren ein Paar gewesen. Ich kann das alles gar nicht glauben", zeigte er sich gegenüber der "Krone" fassungslos. Auch wenn die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, sieht alles nach einer geplanten Tat aus. Denn: Strick und Knoten des Galgens, mit dem sich der Amokläufer selbst gerichtet hat, waren nicht blutverschmiert, seine Hände aber schon. „Daher hat er den Knoten wohl vorher gebunden“, so ein Kriminalist.
"Es war absehbar, dass einmal etwas passiert"
Aber wer war dieser Gerhard S. eigentlich? „Blitzgescheit und vermögend. Aber auch ein Eigenbrötler, den man maximal beim Einkaufen, aber nie bei Veranstaltungen im Ort gesehen hat“, sagte ein Einheimischer. Das Essen holte er oft vom nahen Gasthaus, weil die Mutter nicht für ihn kochen wollte – das Zerwürfnis war groß. „Es war abzusehen, dass da einmal etwas passiert“, weiß eine Anrainerin.
Sohn von Schwester sollte den Hof erben
Neben dem schwelenden Erbstreit (der Hof sollte an den Neffen, also den Sohn seiner Schwester, gehen) mit seiner Mutter, die er einmal wegen übermäßigen Heizens mit Holz anzeigte, stand auch eine Sachwalterschaft im Raum. Im Falle einer erneuten psychiatrischen Behandlung. Dass er vor gut einem halben Jahr ausgeflippt sein soll, als er Kirchensteuer nachzahlen musste, passt in die kranke Welt von Gerhard S.
Hier, wo jeder jeden kennt, ist der Schock jedenfalls groß. Bei der Sonntagsmesse spendete der Pfarrer tröstende Worte.
Alexander Petritsch und Sepp Pail, Kronen Zeitung
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