Der Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz in Russland, wo sich Regierungschefs aus der EU eher selten blicken lassen, steht aktuell unter den Zeichen der russischen Verstrickungen im Syrienkrieg. Darüber hinaus geht es aber auch um das Arbeitsprogramm der kommenden österreichischen EU-Präsidentschaft, überschattet von den Themen Ukraine und Sanktionen.
Kanzler Kurz vertritt gegenüber Russlands Präsident Wladimir Putin die Positionen der EU, versucht aber entsprechend der österreichischen Praxis das Blockdenken zu überwinden und im Dialog Lösungsmöglichkeiten auszuloten. Österreich genießt im Kreml traditionell einen hervorgehobenen Stellenwert, und Kurz als Chef einer Koalition mit der russlandfreundlichen FPÖ gilt überhaupt als Freund. Unter Freunden kann man also offen reden, ohne Streit zu riskieren.
Die guten Beziehungen zwischen Russland (vormals Sowjetunion) und Österreich reichen weit zurück bis zum Staatsvertrag 1955. Putin persönlich schätzt Österreich noch aus seiner Zeit als Winterurlauber mit Familie in Schladming während seiner Zeit als KGB-Offizier in Dresden. 2001 kam Putin zur Skiweltmeisterschaft nach St. Anton.
Herzliches Verhältnis Putins zu Klestil und Fischer
Ein besonders herzliches Verhältnis entwickelte sich zum Präsidentenpaar Klestil. 2004 schenkte der Kremlchef dem Ehepaar Klestil zwei Welpen seiner Lieblingshündin "Koni". Kurz danach flog Putin drei Stunden hin und drei Stunden zurück, um eine Stunde im Stephansdom am Begräbnis Klestils teilzunehmen. Die Freundschaft setzte sich fort mit Bundespräsident Heinz Fischer, der den Kremlchef 2016 als erstes Staatsoberhaupt nach den Sanktionen (trotz Kritik aus dem Westen) empfing. Russland hat später die Wahl Wiens als Ort der Atomverhandlungen mit dem Iran unterstützt.
Im Juni will Putin zum großen Festakt von OMV und Gazprom anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der russischen Gaslieferungen nach Österreich kommen. Sie funktionierten trotz politischer Turbulenzen ohne Unterbrechung, abgesehen von der zeitweiligen Transitsperre durch die Ukraine.
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung
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