Die großen drei in der Premium-Business-Class sind bald wieder komplett auf neuestem Stand. Nachdem Mercedes die neue E-Klasse und BMW den neuen 5er auf den Markt gebracht hat, kommt im Juni der neue Audi A6 zu den Händlern. Der hat mit dem brandneuen A8 einen beachtlichen Technologie-Spender und trumpft mit seinem wiedergewonnenen "Vorsprung durch Technik"-Selbstverständnis stark auf.
Eine Sensoren-Phalanx wie das Raumschiff Enterprise, Hinterachslenkung und eine Handschrifterkennung, die meine Schreibschrift besser lesen kann als die Beifahrerin, sind nur ein paar kleine Ausblicke auf das, was da auf dem Genfer Salon (8. bis 18. März 2018) Premiere feiert.
Audis sind wieder unterscheidbar
Doch beginnen wir mit der Optik, die für viele Autokäufer viel wesentlicher ist als alle inneren Werte. Ein markantes Gesicht, sehr dreidimensionale, aerodynamisch ausgefeilte Heckleuchten, dynamische Linien, wovon eine (die in der hinteren Tür nach unten abknickt) durchaus den einen oder anderen Betrachter irritieren könnte, das ist alles sehr gelungen. Am neuen Audi A6 erkennt man, dass sie in Ingolstadt die unterschiedlichen Modelle wieder unterscheidbar gestalten wollen. War früher die Maxime "im Rückspiegel müssen alle gleich ausschauen", hat jetzt jede Baureihe ihren eigenen Charakter.
Und eine eigene animierte Lichtsignatur. Beim Lichteinschalten fährt der A6 vorne und hinten eine verspielte LED-Lauf-Sequenz ab, Laufblinker hat er sowieso. Alles natürlich nicht in der Basisversion, die aber immerhin mit serienmäßigen LED-Scheinwerfern aufwartet. Optional strahlen vorne Matrix-Scheinwerfer in zwei Eskalationsstufen: entweder mit je sieben Segmenten oder aber mit je 32 LEDs, von denen je die Hälfte das Abblend- und das Fernlicht darstellt. Nachts fährt man im Audi A6 also ständig in eine Licht-Matrix hinein, die immer dann einzelne Segmente abschaltet, wenn im entsprechenden Quadranten jemand geblendet würde.
Wirkt im Rückspiegel wie eine Zivilstreife
Nicht alles, was danach aussieht, kann tatsächlich blinken oder leuchten. Das, was im Kühlergrill an die Blaulichter an einer Zivilstreife erinnert (und von den Exterieur-Designern spaßeshalber auch als "Polizei-Lichter" bezeichnet wird), sind Sensoren, die je nach gewähltem Ausstattungspaket eingebaut sind oder nicht. Wenn, dann sind sie relativ auffällig integriert und werden durch sich verjüngende Chromstreben regelrecht betont.
Er könnte, wenn er dürfte…
Je nach Ausstattung umfasst das Sensor-Set des A6 bis zu fünf Radarsensoren, fünf Kameras (davon eine Nachtsichtkamera), zwölf Ultraschallsensoren sowie einen Laserscanner. Damit könnte der Audi A6 auf der Autobahn autonom nach Level 3 bis 60 km/h im Stau mitschwimmen (also ohne dass der Fahrer aufmerksam sein muss), darf das aber nicht, weil es vom Gesetzgeber noch nicht erlaubt ist. Eine Frage der Zeit. Nachrüsten kann man die Funktion nicht, obwohl alle notwendigen Sensoren ab Ende des Jahres bestellbar sein werden (für Park- und Garagenpilot).
Insgesamt sind 38 Assistenzsysteme (in drei Paketen) erhältlich. Unter anderem kann der A6 erkennen, wenn beim Aussteigen ein Radfahrer herannaht - und das Türschloss für einen entscheidenden Moment blockieren.
Schöne Welt im Innenraum
Nach dem Einsteigen, wenn die Tür automatisch sanft ins Schloss gezogen wurde, wähnt man sich beinahe im Audi A8. Das Bediensystem mit den zwei Touchscreens wurde aus dem Flaggschiff übernommen. Der untere ist 8,6 Zoll groß, gibt haptisches Feedback und erkennt die Eingabe von Navigationszielen in echter Handschrift mit beeindruckender Sicherheit; der obere ist in der Basisausstattung (Navi ist serienmäßig) 8,8 Zoll, mit dem Top-Navi 10,1 Zoll groß. Auch die (Umgangs-)Spracherkennung, die ihre Intelligenz aus der Cloud bezieht, stammt 1:1 aus dem A8. Beim Top-Soundsystem kommt die Musik zusätzlich von oben.
Das Raumgefühl ist luftiger als früher und besonders auf den Rücksitzen opulent, wo die Knie 13 Millimeter und der Kopf 11 Millimeter mehr Platz haben. Der Kofferraum fasst wie bisher 530 Liter, bietet aber mehr Durchladebreite und dem halbwegs erwachsenen Nachwuchs, der sich den Wagen für die Fahrt zum Open-Air-Festival ausborgt, eine bequeme Übernachtungsmöglichkeit. Okay, das wird man nicht wirklich oft brauchen.
Hightech-Fahrdynamik
Die Progressivlenkung ist serienmäßig. Optional bekommt der Audi A6 die bis zu fünf Grad mitlenkenden Hinterräder aus dem A8. Die schlagen je nach Tempo mit den Vorderrädern oder entgegengesetzt ein, was den Wendekreis um 1,1 Meter auf 11,1 Meter verringert - bei 4,94 Metern Außenlänge!
Vier Fahrwerke stehen zur Wahl: Standard-Stahlfahrwerk, Sportfahrwerk, Fahrwerk mit geregelten Dämpfern sowie die Luftfederung mit adaptiven Dämpfern. Trotz bis zu 21 Zoll großen Rädern soll der Abroll- und Geräuschkomfort besser sein als früher.
Vier Motoren zum Start
Alle vier zum Marktstart angebotenen Motoren sind als Mildhybride ausgelegt, aber nur die drei Sechszylindertriebwerke arbeiten mit 48-Volt-Bordnetz und zusätzlichem Lithium-Ionen-Akku. Damit können sie zwischen 55 und 160 km/h rein elektrisch segeln und beim Anhalten bereits ab 22 km/h den Motor abschalten. Spart im Alltagsbetrieb angeblich acht bis zehn Gramm CO2 pro Kilometer, also rund 0,3 bis 0,4 l/100 km.
Topmodell ist vorläufig der 3.0 TFSI, ein V6-Benziner mit 340 PS und 500 Nm; die Dreiliter-V6-Diesel leisten 286 oder 231 PS bzw. 620 oder 500 Nm. Der Vierzylinder-Diesel kommt auf 204 PS und 400 Nm. Es gibt kein manuelles Schaltgetriebe mehr, je nach Motor kommt eine Achtgang-Wandlerautomatik von ZF oder das Eigengewächs Siebengang-S-Tronic mit Doppelkupplung zum Einsatz. Die Dreiliter-Modelle sind grundsätzlich allradgetrieben.
Nähere Angaben macht Audi noch nicht, auch über die Preise gibt es noch keine Auskunft. Derzeit kostet der günstigste Audi A6 44.140 Euro (Vierzylinder-Diesel, Handschaltung, 150 PS). Der mit 190 PS stärkste Vierzylinder-Diesel mit 7-Gang-S-Tronic steht mit 54.510 Euro in der Preisliste.
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