Nach Mord an Reporter
Mutter von Opfer: „Hoffe, ihr Tod wird gesühnt“
Nach dem Mord an dem slowakischen Aufdeckerjournalisten Jan Kuciak und dessen Freundin Martina Kusnirova begab sich die „Krone“ auf Spurensuche dorthin, wo die Bluttat geschah. Der ermordete Reporter soll zu viel gewusst haben – über dubiose Geldgeschäfte im Umfeld des Premiers mit der Mafia ...
Mittwoch kurz vor 16 Uhr bei klirrender Kälte von minus zehn Grad Celsius eine gute Autostunde von Wien entfernt, in dem 2500-Seelen-Ort Velká Maca: Wir treffen Zlatica Kusnirova, die Mutter der hingerichteten Martina Kusnirova. Nach dem Mord an ihrem Schwiegersohn in spe und dessen Freundin wirkt die Slowakin gebrochen.
Sie hat soeben den schwersten Gang ihres Lebens hinter sich gebracht, persönliche Gegenstände ihres getöteten Kindes abgeholt. „Ich habe noch kurz vor der Tat mit ihr telefoniert. Wir sprachen über ihren nächsten Besuch“, erinnerte sie sich. „Als wir von der Todesnachricht erfuhren, dachten wir sofort, dass die beiden wegen Jans Arbeit umgebracht worden sind. Wir hoffen, ihr Tod wird gesühnt!“
Eine Million Euro Kopfgeld
Der slowakische Premier Robert Fico setzte indes eine Million Euro Kopfgeld auf den Killer aus. Besonders brisant dabei: Der Journalist Kuciak will ausgerechnet über dubiose Spekulationsgeschäfte in Millionenhöhe mit EU-Geldern der Beraterin des Premiers gewusst haben. Eine Spur führt auch zur italienischen Mafia ...
Auch die EU-Kommission hat angekündigt, Nachforschungen anzustellen. „Wir schauen uns den Fall jetzt genau an“, sagte Haushaltskommissar Günther Oettinger. In ein paar Wochen werde es über die Finanzströme und einen möglichen Missbrauch Klarheit geben. Oettinger hält es nach eigenen Worten für möglich, dass in dem Fall Zahlungen an Landwirte oder Agrarunternehmen für kriminelle Zwecke missbraucht worden seien.
Kulturminister zurückgetreten
Der Doppelmord hat am Mittwoch auch politische Konsequenzen nach sich gezogen, denn der slowakische Kulturminister Marek Madaric gab überraschend seinen Rücktritt bekannt. „Jeder normale Mensch im Land ist erschüttert. Nach dem, was geschehen ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich weiter ruhig in meinem Ministersessel sitzen werde“, erklärte er seinen Rückzug.
Letzter Artikel Kuciaks veröffentlicht
Mehrere slowakische Medien, darunter auch Kuciaks Arbeitgeber aktuality.sk, haben am Mittwoch den letzten, unvollendeten Artikel des Ermordeten veröffentlicht. Darin wird ein merkwürdiger Zwischenfall in der Slowakei mit einem Auto mit italienischem Kennzeichen beschrieben. In diesem Fahrzeug fand die Polizei Waffen, Munition und einen ominösen Koffer.
Martina Prewein, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.