Der ungarische Kanzleramtsminister Janos Lazar bemüht sich nach der Empörung über sein in Wien-Favoriten gedrehtes Wahlkampf-Video offenbar um Schadensbegrenzung. „Ich wollte keinen Wiener beleidigen“, erklärte Lazar bei einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz am Donnerstag in Budapest nach einem Telefonat mit seinem österreichischen Amtskollegen Gernot Blümel (ÖVP). Es sei ihm ferngelegen, jemanden zu beleidigen, gleichzeitig habe er aber „darauf hinweisen“ wollen, „welche Folgen Einwanderung haben kann“, sagte Lazar.
Sein Aufruf aus Wien habe vor allem den Ungarn gegolten. Noch bestünde die Möglichkeit, mit der Parlamentswahl am 8. April zu verhindern, dass Ungarn ein Einwanderungsland wird, so der Kanzleramtsminister, der mit seinem auf Facebook veröffentlichten Video am Mittwoch für Empörung gesorgt hatte. Er behauptete, Wien sei infolge der Zuwanderung schmutzig und unsicher geworden. Um die Wogen zu glätten, stellte Lazar die in dem Clip transportierte Botschaft als seine Privatmeinung dar. Es habe sich um einen privaten Aufenthalt gehandelt, im Rahmen dessen er das Video aufgezeichnet habe. Die darin enthaltenen Aussagen seien „nicht die offizielle Position Ungarns“. Das habe Lazar Blümel auch telefonisch versichert, teilte das Büro des österreichischen Ministers mit.
„Beziehungen werden durch Facebook-Video nicht beeinträchtigt“
Beide lobten die Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten. Ungarn sei „an guten Beziehungen zu Österreich und an deren weiterer Verbesserung interessiert“, betonte Lazar. Doch es gebe „keine Tabus“ in diesen Beziehungen. Wien sei stets ein „gutes Beispiel für Ungarn“ gewesen. „Wir bemühen uns, von den Wienern zu lernen, doch wollen inzwischen unseren Kopf keineswegs in den Sand stecken.“
Blümel habe klargemacht, dass unabhängig von den „guten bilateralen Beziehungen zwischen Ungarn und Österreich derartige Äußerungen nicht akzeptabel sind“, hieß es in einer Stellungnahme des österreichischen Kanzleramtsministers. Man sei sich aber einig gewesen, „dass die Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn nicht durch ein Facebook-Video beeinträchtigt“ würden.
Kurz: „Entschuldigung ist gutes und wichtiges Signal“
Nach der Entschuldigung des ungarischen Kanzleramtsministers meldete sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der Causa zu Wort. Kurz bezeichnete dessen „Entschuldigung und Klarstellung“ als „gutes und wichtiges Signal“. „Unter Nachbarn sollte man einen guten Umgangston pflegen sowie so eng wie möglich zusammenarbeiten“, betonte der Regierungschef.
Hier können Sie das Video nachsehen:
Ludwig traf ungarischen Botschafter in Wien
Zu einem „sehr freundschaftlichen Gespräch“ trafen sich der ungarische Botschafter Janos Perenyi und der künftige Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Dabei war das Video aus Favoriten natürlich Thema Nummer eins. Ludwig sprach ebenfalls von einer „Privatmeinung eines Politikers im Wahlkampf“, die auf sein „volles Unverständnis“ stoße: „Die Darstellung richtet sich von selbst.“ Selbst wenn man die Absicht habe, Wien als schmutzige Stadt darzustellen, sei das mit dem Video ganz offensichtlich nicht gelungen: „Das Einzige, was das Erscheinungsbild getrübt hatte, war das schlechte Wetter.“
Auch die Ungarn wüssten die Qualitäten Wiens zu schätzen, zeigte sich Ludwig überzeugt: „Dessen ungeachtet habe ich ein starkes Interesse, weiterhin in gutem Einvernehmen mit Ungarn und besonders auch mit Budapest zu stehen. Uns verbindet so viel. Wir pflegen seit vielen Jahrzehnten eine Partnerschaft.“
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