Messerattacke in Wien

Soldat kämpfte um sein Leben: Angreifer erschossen

Österreich
12.03.2018 07:56

Die dramatische Serie an Messerattacken in Wien reißt nicht ab: In der Nacht auf Montag hat ein 26-Jähriger eine Messerattacke auf einen Wachposten des österreichischen Bundesheeres vor der Residenz des iranischen Botschafters in Hietzing verübt. Der Soldat (23) - er erlitt eine Schnittwunde und überlebte wohl nur, weil er eine Schutzweste trug - wehrte den Angreifer mit Schüssen aus der Dienstwaffe ab. Der 26-Jährige - er war österreichischer Staatsbürger, seine Familie stammt aus Ägypten - starb an Ort und Stelle. Nach Informationen der „Krone“ dürfte es sich um eine islamistisch motivierte Attacke gehandelt haben.

Der 26-Jährige sei um 23.30 Uhr auf das Botschaftsgebäude zugegangen, habe plötzlich aus dem Inneren seiner Jacke das Messer gezogen und sei ohne Vorwarnung auf den vor der Villa Blaimschein in der Wenzgasse 2 postierten Soldaten losgegangen, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Der Beamte wich zurück und versuchte den Angreifer vorerst mit dem Einsatz von Pfefferspray außer Gefecht zu setzen, was sich jedoch als wirkungslos erwies.

(Bild: APA/HANS PUNZ)

 Schutzweste als „Lebensretter“
Angreifer und Soldat kamen gemeinsam zu Sturz, wobei der Tatverdächtige - wie sich auch bei der ersten Sichtung einer Videoauswertung bestätigte - unentwegt auf den Soldaten einstach. Dass der Wachsoldat das überlebte, ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass er mit einer Schutzweste ausgetstatt war. 
„Ohne diesen Schutz wäre er tot gewesen, hundertprozentig“, so Sörös. Daraufhin gab der 23-Jährige „mindestens vier“ Schüsse aus der Glock 17 ab. So viele Hülsen wurden bisher von den Spurensicherern eingesammelt.

Abwehr des Angreifers „richtig“
Der Berufssoldat habe damit „aus jetziger Sicht alles richtig gemacht“, nämlich zunächst mit dem Pfefferspray das gelindeste Mittel eingesetzt, erklärte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Erst als das keine Wirkung gezeigt habe, hätte er zur Schusswaffe gegriffen. 

Polizeikräfte vor der iranischen Residenz in Wien-Hietzing (Bild: APA/Hans Punz)
Polizeikräfte vor der iranischen Residenz in Wien-Hietzing

Schwerer Schock für jungen Soldaten
Der 23-jährige Soldat trug eine Schnittwunde am linken Oberarm davon. Der in Wien wohnhafte Tiroler sei mit einem schweren Schock ins Spital gebracht worden. 

Sicherheitsmaßnahmen vor diplomatischen Einrichtungen verstärkt
Der Nahbereich um den Tatort wurde abgesperrt, die Durchfahrt im Bereich Wenzgasse - Lainzer Straße war vorerst nicht möglich. Das Tatmesser wurde sichergestellt, die Tatortgruppe des Landeskriminalamts Wien nahm die Spurensicherung vor. Die Polizei ordnete zudem eine Verstärkung der Überwachung der diplomatischen Einrichtungen in ganz Wien durch den polizeilichen Streifendienst an.

(Bild: APA/HANS PUNZ)

Vom Täter war zunächst nur sein Alter bekannt und dass er im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft war und einen aufrechten Wohnsitz in Wien hatte. Die Hintergründe der Tat sowie das Tatmotiv sind zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar und Gegenstand intensiver Ermittlungen durch dasLandesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

(Bild: APA/HANS PUNZ)

Beim Tatort handelt es sich um ein historisches Gebäude: Die Villa Blaimschein, im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten von den jüdischen Eigentümern beschlagnahmt, war einst Schauplatz von Verhandlungen für eine provisorische österreichische Staatsregierung unter Karl Renner. Heute befindet sie sich im Eigentum der Republik Iran und dient dem Botschafter als Wohnort.

(Bild: APA/HANS PUNZ)

Ausschließlich Soldaten zur Bewachung diplomatischer Einrichtungen eingesetzt
Bei der Bewachung diplomatischer Einrichtungen durch das Bundesheer ist laut Bauer jeweils ein Soldat vor dem Objekt postiert, ein zweiter entweder im Gebäude oder, falls das nicht möglich ist, in der nächstgelegenen Polizeiinspektion - Letzteres war hier der Fall. Durchgeführt werde der Objektschutz ausschließlich von Berufssoldaten. Die Bewachung als Assistenzleistung für die Polizei wurde mit August 2016 eingeführt. Die Männer erhalten dafür eine spezielle Ausbildung und Einweisung durch die Polizei.

Zahlreiche Messerangriffe binnen weniger Tage
Bei der Attacke auf den Wachsoldaten in der Nacht auf Montag handelt es sich um den bereits dritten brutalen Messerangriff binnen weniger Tage in der Bundeshauptstadt. Am Mittwoch hat ein Afghane (23) in der Leopoldstadt eine ganze Familie mit einem Messer angegriffen und teils schwer verletzt. Dann kam es am Samstagnachmittag in der Brigittenau zwischen Algeriern zum Streit. Ein 32-jähriger wurde durch mehrere Stiche - einer davon traf das Herz - lebensgefährlich verletzt.

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