Nach der Messerattacke in der Nacht auf Montag vor dem Sitz des iranischen Botschafters in Wien geraten immer mehr brisante Details über den Angreifer Mohamed E. ans Tageslicht. So lebte der 26-jährige Wiener mit ägyptischen Wurzeln laut „Krone“-Informationen mit seinen Eltern in einer Gemeindebausiedlung. Der Täter war amtsbekannt, weil er vor Kurzem die Wohnungseinrichtung zertrümmert hatte und deshalb ein Rückkehrverbot auferlegt bekam. Laut Ermittlern soll er zudem Hasspredigern im Internet gefolgt sein und hatte sich vermutlich so radikalisiert.
Der Angreifer Mohamed E. attackierte einen Wachsoldaten und stach zehn- bis 15-mal zu. Weil der Pfefferspray gegen den Attentäter wirkungslos blieb, zückte der verletzte Korporal – er überlebte dank seiner Stichschutzweste – die Dienstpistole, eine Glock 17, und drückte mindestens viermal ab. Zwei Kugeln trafen den 26-jährigen Angreifer.
Facebook-Profil zeigt Bekenntnis zu islamistischem Hassprediger Pierre Vogel
Wie die „Krone“ erfuhr, dürfte die Tat von Mohamed E. extremistisch motiviert gewesen sein. Nur wenige Stunden nach dem Angriff rückte die Anti-Terror-Einheit Cobra nach Wien-Penzing aus und stattete den Eltern des Attentäters einen unangekündigten Besuch ab. Bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmten die Beamten ein Mobiltelefon und eine Computerfestplatte – Mohamed E. könnte sich selbst radikalisiert haben. Auf seinem Facebook-Profilfoto stand „Allah“, zudem zeigte sein Profil unter anderem ein Bekenntnis zu dem islamistischen Hassprediger Pierre Vogel aus Deutschland. Er soll auch anderen einschlägigen Hasspredigern gefolgt sein. Auf Facebook postete er mehrere Glaubensbekenntnisse. Die komplette Auswertung der elektronischen Geräte durch den Staatsschutz wird aber dauern. Der Staatsschutz ermittelt ein mögliches islamistisches Motiv.
Video nach Messerattentat: Hinweise auf Terror-Motiv
Hausbesorgerin: „Eltern sind sehr nette Nachbarn“
Ob der 26-Jährige auf eigene Initiative gehandelt hat oder gar einer terroristischen Gruppe zuzuordnen ist, muss nun von der Polizei geklärt werden. Ein extremistischer Hintergrund, religiöse oder politische Motive bis hin zu psychischen Problemen kämen laut Polizei infrage. Bei einem „Krone“-Lokalaugenschein zeigten sich die Bewohner bestürzt. Die Familie sei nett und unscheinbar gewesen. „Ich bin mit dem Fahrrad in der Nacht vorbeigefahren und war überrascht von dem vielen Blaulicht. Als ich erfahren habe, was passiert ist, war ich schockiert“, sagte Anrainer Elkia G. (23). „Ich kann mir das noch gar nicht vorstellen, habe ihn erst vor Kurzem gesehen. Er hat wie immer freundlich gegrüßt. Auch seine Eltern sind sehr nette Nachbarn - wären nur alle so wie sie“, sagte Edeltraud Ondrak, Hausbesorgerin im Wiener Gemeindebau des Verdächtigen. Auch krone.at war am Montag vor Ort und sprach mit Passanten. Die Meinungen der Befragten gehen auseinander.
Soldat wird psychologisch betreut
Der attackierte Soldat befindet sich in Spitalsbehandlung. Der 23-Jährige sei nach dem Angriff und dem Waffengebrauch „psychologisch natürlich entsprechend herausgefordert. Der heerespsychologische Dienst war bei ihm, er wird betreut“, so Michael Bauer, der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Routinemäßig werde wohl eine interne Untersuchungskommission eingesetzt, wie das nach einem Schusswaffengebrauch im Dienst üblich ist, die Ermittlungen obliegen aber einzig der Polizei.
Kronen Zeitung/krone.at
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