Wie von Sinnen stach er aus „Frust“ wahllos auf eine Arztfamilie auf der Straße ein, verletzte dann noch seinen Drogendealer. Jener Afghane, der - wie berichtet - wegen mehrfachen Mordversuchs in Haft sitzt. Beim Besuch seiner Anwältin sprach der Verdächtige vom „Teufel, der mir Böses will“. Ein Terror-Experte sieht von solchen „einsamen Wölfen“ eine besondere Gefahr ausgehen ...
Gleich zwei Wiener Top-Anwälte, Astrid Wagner und Wolfgang Blaschitz, haben die Verteidigung von Jafar S. übernommen. Nach seinem Selbstmordversuch in der Zelle konnte Wagner den 23-Jährigen Dienstagvormittag zum ersten Mal in der Justizanstalt Josefstadt besuchen. „Mein Mandant wirkt völlig verwirrt, er sprach ständig vom Teufel, der ihm Böses wolle und den er bekämpfen müsse.“
Der Asylwerber erwähnte auch seine Vergangenheit. Schon in Afghanistan rauchte er Haschisch, nach seiner Flucht warf er in Österreich auch härtere Drogen, einen Mix aus Kokain, Ecstasy und große Mengen Alkohol, ein.
„Er sah mich verständnislos an“
Laut seinen Angaben habe er die Behörden „verzweifelt“ um Rückführung gebeten, der Termin wurde angeblich mehrfach verschoben. Was er über seinen Messer-Amoklauf sagt? „Als ich ihn darauf ansprach, einer Familie fürchterliches Leid angetan zu haben, sah er mich verständnislos an - und begann noch einmal vom Teufel zu sprechen“, so Wagner.
„Einsame Wölfe als Gefahr“
Terror-Experte Nicolas Stockhammer von der Uni Wien warnt im Gespräch mit der „Krone“ vor weiteren Anschlägen:
„Krone“: Was verheißt die Attacke?
Nicolas Stockhammer: Es ist davon auszugehen, dass es zu weiteren einzelnen Nachahmungstaten kommen wird bzw. dass eine „Welle“ niederschwelliger Übergriffe bevorsteht.
Was sind die Gründe?
Das Radikalisierungspotenzial ist in diesem Milieu relativ hoch. Von radikalisierten Einzeltätern, die Anschläge im „kleineren Spektrum“ verüben können, geht auch in Österreich Gefahr aus. Es handelt sich um eine extremistisch motivierte sogenannte Gelegenheitsattacke, ohne große logistische Planung oder konkrete Anleitung durch ein Netzwerk. Ein einsamer Wolf ist ein terroristischer Tätertyp, der nicht unter einem Kommando steht oder von einer Gruppe materiell unterstützt wird.
Was charakterisiert diese einsamen Wölfe?
Die Auswahl einer „kalten“ Waffe (Messer) spricht für die Enthemmung und hohe Risikobereitschaft des Attentäters, der eine Tötung in Kauf nimmt. Solche entkoppelten Attentäter radikalisieren sich im Internet meist passiv selbst, indem sie Hasspredigern oder dschihadistischen Seiten folgen und ihre Sympathien bekunden. Hier werden sie mit einer Ideologie ausgestattet, die den aufgestauten Frust, den Drang, etwas zu „unternehmen“, in ihren Augen sinnvoll erscheinen lässt.
Martina Prewein und Florian Hitz, Kronen Zeitung
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