Dieser Auftrag machte die Runde: Ein Salzburger „Bewusstseinsforscher“ und Ex-Autohändler kassierte 95.000 Euro für einen „Energieschutzring“ und „Schwingungserhöhungen“. Bezahlt haben diese stolze Summe die Bauherren des Krankenhaus Nord in Wien-Floridsdorf. Jetzt liegen neue Details zum Fall vor.
Es liest sich ein wenig wie eine wohl überlegte und akribisch ausgearbeitete Wunschliste eines eingeweihten Esoterikfans: „Anhebung der Schwingung des Grundstücks auf das höchstmögliche Niveau“, eine „Einbettung des Gebäudes in den natürlichen Umgebungsplan von Mutter Erde“ und eine „Verlegung eines Schutzringes, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen“.
Mit diesen Worten beschreibt der Salzburger „Bewusstseinsforscher“ und Ex-Autohändler Christoph F. seine dreimonatige Tätigkeit auf der Spitalsbaustelle des Wiener Krankenhauses Nord in Floridsdorf in einem seiner eher dünnen Leistungsprotokolle, das der „Krone“ vorliegt.
Und gleich zu Beginn dieses Protokolls hält F. fest: „Uns ist aufgefallen, dass die Voraussetzungen, unter denen das Projekt hier gestartet wurde, alles andere als optimal waren“. Für diese Analyse als auch für die „energetische Reinigung des Grundstücks“ und sein Bemühen „äußere Einflüsse am Höchstmöglichen auszurichten“, kassierte der Salzburger Unternehmensberater im Jänner immerhin 95.000 Euro Steuergeld.
Dass dieses fünfstellige Honorar für nur zwei sechsseitige Leistungsprotokolle viel sein könnte, verneint eine Sprecherin der KH-Nord-Bauleitung. Ohne Konsequenzen bleibt dieser Auftrag aber nicht: Nach dem „Krone“-Bericht ergriff die zuständige Wiener Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger bereits Maßnahmen.
Neben der Anforderung einer Sachverhaltsdarstellung, die an die Staatsanwaltschaft gehen soll, feuerte die Stadträtin auch die zuständige Projektleiterin des KH-Nord. Zudem will auch die Interne Revision der Stadt Wien den Auftrag des Salzburger „Bewusstseinsforschers“ auf „Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit überprüfen.“
Auftrag war nicht ausgeschrieben
Ausgeschrieben wurde der Auftrag des „Bewusstseinsforschers“ übrigens nicht: Aufträge bis zu einem Wert von 100.000 Euro können freihändig von der Projektleitung vergeben werden. Wie viele Aufträge dieser Art vergeben wurden, wollte die Sprecherin des Spitalschefs der „Krone“ nicht sagen. „Die Summe der Direktvergaben kann nicht ausgewertet werden.“
Esoterik dürfte aber nicht nur in Wien ein Thema sein: Auch der Direktor der Wiener Spitäler, Herwig Wetzlinger, bestätigte, dass an seinem früheren Arbeitsplatz im Klinikum Klagenfurt eine „Beschwörung der Flussgeister“ der Glan stattgefunden hat. Mitarbeiter streuten dabei Rosenblätter ins Wasser des Flusses. Auftrag habe es aber dafür keinen gegeben, sagte Wetzlinger der „Krone“.
Der Salzburger „Bewusstseinsforscher“ wollte sich auf Anfrage der „Krone“ nicht zu seinem kostspieligen Auftrag äußern.
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