Wer hat Guru bestellt?

Köpferollen nach teurem Spitals-Voodoo geht weiter

Österreich
17.03.2018 13:49

Großes Aufräumen nach dem Auffliegen des 95.000 Euro teuren Esoterik-Klamauks beim Krankenhaus Nord in Wien: Nach zwei Suspendierungen wird ein weiterer Vertrag beendet. Und jetzt sei auch geklärt, wer die Expertise des Bewusstseinsforschers und Ex-Autohändlers Christoph F. wünschte: Laut Informationen aus der Spitäler-Direktion kam die Initiative dafür von der Präsidentin des Obersten Sanitätsrats der Republik Österreich.

Der Oberste Sanitätsrat berät die Bundesregierung über grundsätzliche Fragestellungen im Zusammenhang mit dem „Stand der medizinischen Wissenschaft“ und sollte auch fundierte Gutachten liefern. Der Verdacht, dass ausgerechnet die Präsidentin dieses bedeutenden Gremiums der Republik einen gewissen Hang zu Esoterik-Schabernack und Simsalabim-Medizin hat, könnte nicht ganz unbegründet sein: Univ.-Prof. Dr. Sylvia S. dürfte nämlich die Bestellung der 95.000 Euro teuren „Energie-Schutzschild“-Aktion beim Krankenhaus Nord initiiert haben.

Christoph F. versprach „höhere Energien“ für die Patienten. (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
Christoph F. versprach „höhere Energien“ für die Patienten.

Insider: „So geht das nicht“
Sylvia S. hat einen mit angeblich mehr als 10.000 Euro pro Monat dotierten Beratervertrag für das Projekt KH Nord und dürfte sich für das Engagement des ohne Gewerbeschein tätigen Bewusstseins-Forschers Christoph F.  eingesetzt haben. Am Montag wird S. in der Spitäler-Direktion vorgeladen, berichtet ein Insider des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV): „Der Vertrag wird beendet, so geht das nicht.“

Sandra Frauenberger und Dr. Sylvia S. (re.) bei einer Führung durch die Baustelle des Krankenhauses Nord (Bild: Peter Tomschi, krone.at-Grafik)
Sandra Frauenberger und Dr. Sylvia S. (re.) bei einer Führung durch die Baustelle des Krankenhauses Nord

Jene, die Unterschriften leisteten, bereits abgezogen
Wie berichtet, wurde bereits die Programmleiterin Susanne L., die ihre Unterschrift auf die 95.000-Euro-Abrechnung der peinlichen Esoterik-Show gesetzt hat, von ihrem Job abgezogen, ebenso ihr Stellvertreter, der den Vertrag mit dem Bewusstseins-Forscher – nach dem Vier-Augen-Prinzip – ebenfalls abgezeichnet hat.

Stadträtin Sandra Frauenberger, Spitzenbeamtin Susanne L. (Bild: PA/Herbert Pfarrhofer, krone.at-Grafik)
Stadträtin Sandra Frauenberger, Spitzenbeamtin Susanne L.

Angezählt, aber noch nicht vor der Ablöse steht Spitäler-Direktor Herwig Wetzlinger: Die Flussgeist-Beschwörung, Geomantie-Projekte und die Aufstellung von „Lithopunktur-Steinen“ am Areal seines früheren Arbeitsplatzes Klinikum Klagenfurt seien nicht von ihm angeordnet gewesen.

Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger vor der Baustelle des Wiener Krankenhauses Nord (Bild: Martin A. Jöchl, APA/Hans Klaus Techt, krone.at-Grafik (Montage))
Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger vor der Baustelle des Wiener Krankenhauses Nord

Teures Abrakadabra hat politische Folgen
Und für Wiens Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sei laut „Krone“-Infos der Rücktritt bereits terminlich fixiert: Wenige Tage nach der Amtsübergabe von Bürgermeister Häupl an Michael Ludwig am 24. Mai soll auch sie Platz für einen Nachfolger machen. So könnte der teure faule Zauber zumindest der SPÖ bei ihrem Neustart helfen.

SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger (Bild: Martin A. Jöchl, krone.at-Grafik)
SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger
(Bild: Martin A. Jöchl, krone.at-Grafik)
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