Nach Enthüllungen über einen gigantischen Datenmissbrauch bei Facebook hat die britische Firma Cambridge Analytica am Dienstag ihren Chef suspendiert. Geschäftsführer Alexander Nix werde mit sofortiger Wirkung während einer „vollumfänglichen, unabhängigen Ermittlung“ von seinen Aufgaben entbunden, teilte das Unternehmen mit. Die britische Firma soll die Daten ohne Wissen der Facebook-Nutzer für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt haben.
Cambridge Analytica war am Dienstag weiter unter Druck geraten, nachdem herauskam, dass Nix vor versteckter Kamera mit Erpressungsversuchen von Wahlkandidaten geprahlt hatte. Ein Reporter des britischen Senders Channel 4 hatte sich für den Vertreter eines potenziellen reichen Kunden ausgegeben, der für den Erfolg mehrerer Kandidaten bei einer Wahl in Sri Lanka sorgen wolle.
Das Unternehmen war am Wochenende von Facebook ausgesperrt worden. Cambridge Analytica habe unrechtmäßig erhaltene Nutzerdaten entgegen früheren Zusicherungen nicht gelöscht, erklärte das Online-Netzwerk zur Begründung.
Nach Informationen der „New York Times“ und des „Guardian“ sollen einige Informationen von rund 50 Millionen Facebook-Mitgliedern zu Cambridge Analytica gelangt sein. Um sie zu sammeln, wurde eine Umfrage zu Persönlichkeits-Merkmalen aufgesetzt, die bei Facebook als wissenschaftliche Forschung angemeldet wurde. Die Daten gingen dann ohne Wissen der Nutzer an Cambridge Analytica.
Facebook immer stärker unter Druck
Aber auch Facebook selbst gerät im Zuge des jüngsten Datenskandals immer stärker unter Druck. Parlamentarier in den USA wie auch Großbritannien wollen Konzernchef Mark Zuckerberg zu Anhörungen vorladen. Auch die EU kündigte Untersuchungen an. Die Politik will nun eine umgehende Erklärung, wie Cambridge Analytica an die Daten gelangt ist und warum Facebook es versäumte, seine Nutzer darüber in Kenntnis zu setzen.
In Irland kündigte die zuständige Datenschutzbehörde an, bei Facebook nachzufassen, ob der Konzern die Nutzung von Daten durch App-Entwickler hinreichend kontrolliert. Wie viele andere US-Großkonzerne hat Facebook seinen europäischen Hauptsitz in Irland.
Facebook hat indessen nach eigenen Angaben Prüfer der Firma Stroz Friedberg engagiert. Diese sollen untersuchen, ob Cambridge Analytica weiterhin im Besitz der Daten ist. Am Montag seien die Prüfer in deren Londoner Büro gewesen.
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