Streit um Muslima

AKH-Führung: „Ein Wort hat das andere ergeben“

Österreich
23.03.2018 12:21

Nach der Aufregung um eine Muslima, die den Vater einer Patientin aus dem Krankenzimmer verbannen ließ, gab die Leitung des Wiener AKH am Donnerstag gegenüber krone.at eine Stellungname ab. Man verstehe die Ausnahmesituation des Vaters der kranken 23-jährigen Patientin, jedoch sei kein Fehlverhalten des Spitals erkennbar. Die ärztliche Direktorin Gabriela Kornek: „Eine anbahnende Eskalation wurde von uns verhindert.“ Auch die muslimische Patientin sei nach einer Geburt in einem Ausnahmezustand gewesen, darauf sei der Vater Robert Salfenauer auch vor dem Zimmer hingewiesen worden.

Wie ausführlich berichtet, kam es am vergangenen Montag zu einem für erhebliche Diskussionen sorgenden Vorfall im Wiener AKH: Robert Salfenauer begleitete wie üblich zusammen mit seiner Frau seine unter Multipler Sklerose erkrankte Tochter Chiara zu einer Behandlung ins Krankenhaus.

Im Zimmer sei es dann zu einem heftigen Wortgefecht mit der Muslima gekommen. Die Frau habe verlangt, dass der Mann den Raum sofort verlasse. Nachdem sich die Familie daraufhin ins Wartezimmer zurückzog, habe eine Ärztin Salfenauer dazu aufgefordert, das Spital zu verlassen.

Robert Salfenauer im Video-Interview mit krone.at:

„Haben jetzt einen Überblick über den Vorfall“
Für die Direktorin stellt sich der Fall nun so dar: „Nach Aussagen der Familie, einer weiteren Zimmergenossin und nach den Aussagen der muslimischen Patientin haben wir jetzt einen Überblick über den Vorfall. Der Vater der jungen Patientin wollte über den Paravent blicken, der die Muslima abgeschirmt hat. Daraufhin hat ein Wort das andere ergeben.“ Der Paravent sei deshalb aufgestellt worden, weil die vollverschleierte Patientin von Zeit zu Zeit Milch für ihr Neugeborenes abpumpte.

Das Wiener AKH (Bild: Peter Tomschi)
Das Wiener AKH

Gegenüber krone.at weist Salfenauer den Vorwurf, hinter die Trennwand geblickt zu haben, am Donnerstag erneut scharf zurück: „Ich habe niemals versucht, über den Paravent zu blicken. Dazu gibt es Zeugen. Meine Gattin und meine Tochter haben den Kasten eingeräumt - ein ‘Darüberblicken‘ zu versuchen, geht schon technisch/räumlich gar nicht. Die ärztliche Führung des AKH müsste sich der räumlichen Situation in einem Dreierzimmer eigentlich bewusst sein.“

Kornek: „Krankenzimmer ist kein öffentlicher Raum“
Dass die Patientin vollverschleiert im Zimmer lag, sei juristisch abgeklärt, sagt Direktorin Kornek: „Das Krankenzimmer ist kein öffentlicher Raum. Beim Betreten des Gangs und anderer Einrichtungen des AKH muss die Muslima die Vollverschleierung abnehmen.“ Auch hier widerspricht Salfenauer: „Meine Tochter, die ja dankenswerterweise weiterhin behandelt wurde, hat die Dame sehr wohl vollverschleiert am Gang gesehen.“

Generell verstehe Kornek die emotionale Ausnahmesituation durchaus: Sowohl die Tochter von Salfenauer als auch die muslimische Patientin hätten „unglaublich viel mitgemacht“. Dass der Vater mit einem Security aus dem Spital gebracht wurde, sei eine „völlig korrekte Vorgangsweise“. Salfenauer dazu: „Diese Aussage des AKH spricht für sich. Es ist genau jener vorauseilende Gehorsam gegen eine radikale Minderheit, gegen die ich jetzt ankämpfte.“

(Bild: APA/HANS KLAUS TECHT, AKH Wien, Charlotte Sequard-Base, krone.at-Grafik)

„Alle sollten sich an die Werte halten“
Gegenüber krone.at betonte der Jurist erneut mit Nachdruck: „Es geht darum, dass es in einer toleranten freien Welt keinen vorauseilenden Gehorsam gegenüber einer radikalen Minderheit geben darf, sondern im Gegenteil, sich alle an die Werte eines österreichischen Zusammenlebens halten sollten“

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