Wie viel weiß Facebook über uns? Eine Frage, die sich spätestens seit Bekanntwerden des Skandals um den mutmaßlichen gigantischen Datenmissbrauch der britischen Analysefirma Cambridge Analytica viele Nutzer des sozialen Netzwerks stellen dürften. Die Antwort liefert Facebook – zumindest teilweise – selbst. Denn mit nur wenigen Klicks können sich Nutzer eine Kopie ihrer sämtlichen jemals preisgegebenen Daten herunterladen. Wir verraten, wie es geht.
Die herunterladbaren Daten umfassen einen Großteil der Informationen, die Nutzern über ihr Konto und das Aktivitätenprotokoll zur Verfügung stehen, wie die Informationen in der Chronik, geteilte Beiträge, Nachrichten und Fotos. Daneben sind Informationen enthalten, die sich nicht einfach per Anmeldung im Nutzerkonto einsehen lassen, beispielsweise Werbeanzeigen, auf die geklickt wurde, oder Daten wie die IP-Adressen, die mit einer An- oder Abmeldung bei Facebook erfasst werden. Eine komplette Auflistung der Kategorien und damit erfassten Nutzerdaten liefert Facebook auf seiner Website.
Welche Freundschaften wurden aufgekündigt?
Wer also u.a. wissen möchte, welche Freunde im Lauf der Jahre in Ungnade gefallen sind und deswegen entfernt wurden oder welche Freundschaftsanfragen erst gar nicht angenommen wurden, kann über die allgemeinen Einstellungen in Facebook eine Kopie seiner Daten herunterladen („Einstellungen“ – „Eine Kopie deiner Facebook-Daten herunterladen“ – „Mein Archiv aufbauen“). Abhängig von der eigenen Aktivität und Dauer der Facebook-Mitgliedschaft können einige Minuten vergehen, bis Facebook sämtliche Daten zusammengetragen hat. Sobald diese zum Download bereitstehen, erhalten Nutzer eine Benachrichtigung, sowohl per E-Mail als auch in Facebook selbst.
Nach Eingabe des Facebook-Passworts können die Daten schließlich als komprimiertes Archiv heruntergeladen werden. Die Downloadgröße variiert stark und ist vor allem abhängig von der Anzahl der auf Facebook hochgeladenen Fotos und Videos. Die von uns zu Testzwecken von zwei unterschiedlichen Accounts heruntergeladenen Facebook-Pakete betrugen rund 70 und 240 Megabyte. Die Daten selbst liegen als HTML-Datei vor und lassen sich somit in jedem Browser begutachten.
Komplexe Nutzerprofile
Die gute Nachricht: Nutzer bekommen in den Facebook-Daten nur das aufgelistet, was sie von sich aus freiwillig preisgegeben haben. Wer in seinem Profil also nichts zu Beziehungsstatus, politischen Einstellungen oder etwa religiösen Ansichten verrät, ist bereits ein gutes Stück weniger „gläsern“. Und dennoch: Die schiere Menge an gesammelten Informationen überrascht.
Was Facebook allerdings nicht verrät, ist, wie die Daten und das eigene Klickverhalten im Hintergrund miteinander verknüpft werden, um Nutzerprofile zu erstellen, die sich dann an Werbetreibende verkaufen lassen. Ein Blick in die Einstellungen für die Werbeanzeigen des sozialen Netzwerks lässt lediglich erahnen, welche komplexen Psychogramme beiläufig und vom Nutzer unbeachtet mit jedem „Like“ erstellt werden.
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