Katie Piper ist 24 Jahre jung, wunderschön und lebensfroh. Sie arbeitet in England als Model und hat als TV-Moderatorin eine strahlende Zukunft vor sich. Doch am 31. März 2008 zerstört eine vermeintlich zufällige und brutale Attacke Katies Leben, wie sie es kannte – und ihre Karriere gleich mit. Nun, eineinhalb Jahre später, hat die tapfere junge Frau sich nach unzähligen Operationen und Therapiesitzungen entschlossen, ihre Anonymität aufzugeben und der Welt erstmals im Rahmen einer TV-Dokumentation von ihren körperlichen und seelischen Narben zu berichten.
„Ich habe gespürt, wie sich mein Gesicht auflöst“
„Ich wurde von einem Fremden auf der Straße attackiert“, erzählt Katie. „Er hielt einen Kaffeebecher in der Hand, also dachte ich, er würde betteln. Ich wollte ihm etwas Geld geben. Doch plötzlich überschüttete er mich mit Schwefelsäure.“ Zuerst habe sie gedacht, es sei heißer Kaffee gewesen, doch schnell habe sie gemerkt, dass es etwas Schlimmeres sein müsse. „Ich habe gespürt, wie sich mein Gesicht auflöst.“ Es habe so verdammt weh getan. Und es sei nur der Anfang gewesen, der Beginn einer Zeit, die nur aus Schmerzen, über 30 Operationen und Krankenhausaufenthalten bestand.
Vergewaltigt, geschlagen, eingesperrt - und entstellt
Doch noch schlimmer als die körperlichen sind die seelischen Narben. Denn nicht irgendwer hatte Katie dies angetan, sondern ihr Ex-Freund, von dem sie sich nur kurz zuvor getrennt hatte und der sie zurückhaben wollte. Er hatte den „Bettler“, einen Freund, damit beauftragt, Katie mit der Schwefelsäure zu attackieren. Schon zuvor hatte er versucht, sie zu brechen, um sie nur für sich behalten zu können. Laut Medienberichten hat er sie brutal vergewaltigt, sie geschlagen und eingesperrt. Doch seine Eifersucht ließ sich nicht stillen. Also schmiedete er den grausamen Plan: Er wollte ihre Schönheit für immer zerstören, sodass kein anderer Mann sie mehr anschauen sollte. Damit sie nur ihm gehöre.
„Ich will, dass jeder weiß, dass er nicht gewonnen hat“
Im Mai wurde der Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. Katie hilft dieses Urteil kein bisschen – doch inzwischen hat sie die Kraft zu sagen: „Er wollte mir alles nehmen. Aber er hat nicht alles bekommen. Zuerst hat er mir die Würde genommen, dann mein hübsches Gesicht. Und er wollte, dass meine Narben mich für immer an ihn erinnern – an seine Bösartigkeit. Aber nun will ich der Welt zeigen, was er getan hat. Und ich will, dass jeder weiß, dass er nicht gewonnen hat.“
Kennengelernt hatte ihn die nun 26-Jährige, wie sie der „News of the World“ erzählte, im März 2008, nur wenige Wochen vor dem Drama, im Internet. Sie hätten gemeinsame Interessen gehabt, wie Martial-Arts-Kämpfe. Nach ein paar Dates seien sie ein Paar geworden, er sei sehr nett gewesen. Eigentlich zu nett. Die Alarmglocken habe sie aber nicht gehört. „Meine Freunde sagten, dass er mein Stalker wäre. Aber ich mochte, dass er mir hinterher lief.“ Schon bald aber war er ihr zu eifersüchtig, zu besitzergreifend. Als sie sich trennen wollte, schlug und vergewaltigte er sie, hielt sie einen ganzen Tag lang fest, bevor er sie gehen ließ. Danach rief er sie Tag für Tag an. Als sie sich weigerte, wieder zu ihm zurückzukommen, fasste er den unfassbaren Plan.
Ins Leben zurückgekämpft
Die Säure verursachte schlimme Verletzungen: Gesicht, Hals, Brust, Oberarme, Hände und Hangelenke waren aufs Übelste verätzt, ein Auge erblindet. Es hatte auch schlimme Auswirkungen auf Katies Atmungssystem, weil sie einen Teil der Säure schluckte, als sie vor Schmerzen schrie. Sie habe gedacht, sie sei tot. Und als sie merkte, dass sie am Leben war, bat sie ihre Eltern, sterben zu dürfen.
Doch Katie hat sich ins Leben zurückgekämpft. Auch wenn es sehr schwer gewesen sei. Das erste Mal in den Spiegel zu schauen, sei der pure Horror gewesen. Denn ihr Gesicht sei verschwunden gewesen. Niemand, der das nicht erlebt habe, könne das verstehen. Doch die Ärzte und ihr Therapeut hätten ihr geholfen, über das schreckliche Erlebnis hinwegzukommen, sodass sie nun darüber sprechen können. Und sie fühle sich sogar geehrt. Weswegen? „Weil mir eine zweite Chance in meinem Leben gegeben wurde.“ Tapfere Katie!
Fotos: Viennareport
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