Neue Studie:

Kritik an 20 Grazer Straßennamen

Steiermark
24.03.2018 08:45

Eine Historiker-Kommission unter der Leitung von Stefan Karner hat im Auftrag der Stadt Graz die Straßennamen untersucht. Vier Jahre hat es gedauert, jetzt liegt der Endbericht vor. Wie damit umgegangen wird, ist offen. Wenn es nach Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) geht, soll aber noch heuer eine Entscheidung fallen.

1630 Straßennamen gibt es in Graz, 793 sind personenbezogen. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass 20 davon als sehr problematisch einzustufen sind“, erklärt Karner. „Das eine oder andere Ergebnis wird manchen wehtun“, sagt Nagl. So gehören der beliebte Schriftsteller Hans Kloepfer, Gustav Hofer, der frühere Vorstand der Grazer HNO-Klinik, und Walter Semetkowski, der lange Landeskonservator war, zu den 20 Problemfällen – weil sie überzeugte Nazis waren.

Die Kommission wurde eingesetzt, nachdem immer wieder Stimmen laut geworden waren, die die Umbenennung von Straßen in der Murmetropole forderten. Zuletzt war die Conrad-von-Hötzendorf-Straße ins Gerede gekommen. Dem Namensgeber Franz Conrad von Hötzendorf, der Generalstabschef der Habsburgerarmee war, wurde Kriegstreiberei vorgeworfen. Zu Recht, wie es nun heißt.

Auch Karl Lueger, der zur Zeit der Jahrhundertwende Wiener Bürgermeister und ein bekennender Antisemit war, wurde in Graz ein Denkmal in Form eines Straßennamens gesetzt. In Wien wurde der nach ihm benannte Teil der Ringstraße umbenannt. Was in Graz mit den Namen passiert, ist noch nicht entschieden. „Eine konkrete Handlungsempfehlung war nicht Teil des Auftrags“, so Karner, das sei Sache der Politik.

„Ich schließe nichts aus“, betont Nagl. Umbenennungen seien bürokratisch sehr aufwändig, hat es bisher immer geheißen. „Es nur deswegen nicht zu tun, ist kein Grund“, meint Nagl. Denkbar ist auch, dass Zusatztafeln aufgestellt werden.

Man werde darüber im Gemeinderat diskutieren, sagt Nagl, der sich eine einstimmige Entscheidung wünscht. „Ich würde das gerne heuer noch abschließen.“ Auch die Bevölkerung solle ein Wörtchen mitreden. Schließlich seien es ja die Menschen, die mit den Adressen leben müssten.

Auch Luther „problematisch“
Zwar nicht als sehr problematisch, aber immerhin als problematisch wurde die Luthergasse eingestuft. Der Kirchengründer Martin Luther sei, vereinfacht gesagt, ein Judenhasser gewesen, urteilt die Kommission.

Die Straßen im Detail
Als „sehr problematisch“ eingestuft wurden die Alfred-Coßmann-Gasse, die Ambrosigasse, die Conrad-von-Hötzendorf-Straße, die Dr.-Hans-Kloepfer-Straße,die Dr.-Karl-Lueger-Straße, die Dr.-Muck-Anlage, die Dr.-Robert-Graf-Straße, die Etrichgasse, der Gustav-Hofer-Weg, die Jahngasse, der Jaritzweg, die Kernstockgasse, die Leo-Scheu-Gasse, die Luigi-Kasimir-Gasse, die Max-Mell-Allee, die Nernstgasse, die Pambergergasse, die Pfitznergasse, die Rudolf-List-Gasse und der Walter-Semetkowski-Weg.

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