Skandal hat Folgen:

Razzia bei Datenkrake, Kunden-Exodus bei Facebook

Digital
24.03.2018 15:49

Der Datenskandal bei Facebook hat Folgen. Am Freitagabend sind die Londoner Büros der Firma Cambridge Analytica durchsucht worden. 18 Mitarbeiter der britischen Datenschutzbehörde ICO begannen ab 21 Uhr mit der Durchsuchung im Zentrum von London. Eine Stunde zuvor hatte ein Richter einen Durchsuchungsbeschluss ausgestellt. Bei Facebook stellt sich derweil ein Exodus großer Unternehmen ein: Tesla-Chef Elon Musk hat die Facebook-Seiten seiner Unternehmen gelöscht, mehrere große Firmen haben einen Werbeboykott verhängt.

Die Datenschutzbehörde ICO begrüßte im Kurzbotschaftendienst Twitter die Entscheidung von High-Court-Richter Anthony James Leonard. „Dies ist nur ein Teil einer größeren Untersuchung über die Nutzung persönlicher Daten und Analysen für politische Zwecke“, fügte die Behörde in einer Mitteilung hinzu. Es müssten Beweise gesammelt und ausgewertet werden.

Firma reagierte nicht auf erste Aufforderung
 Die Leiterin der Datenschutzbehörde, Elizabeth Denham, hatte den Durchsuchungsbeschluss beantragt, um an die Daten auf den Servern der Analysefirma zu gelangen. Nach eigenen Angaben hatte die ICO Cambridge Analytica bereits am 7. März aufgefordert, Zugang zu den Daten zu gewähren. Die Firma habe jedoch nicht „in der festgesetzten Frist“ geantwortet, weshalb die Behörde den Durchsuchungsbeschluss beantragt habe. Die Begründung des Richters soll nach Angaben des Gerichts am Dienstag veröffentlicht werden.

Cambridge Analytica steht im Zentrum des Skandals um den mutmaßlichen Datenmissbrauch bei Facebook. Das Analyseunternehmen, das auch Büros in Washington und New York hat, soll die Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern illegal für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und eingesetzt haben.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (Bild: APA/AFP/Rodrigo BUENDIA, facebook.com, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Skandal sorgt für scharfe Kritik an Facebook
 Die Affäre hat international zu scharfer Kritik an Facebook geführt. Facebook-Chef Mark Zuckerberg entschuldigte sich am Mittwoch und räumte „Fehler“ ein. Am Donnerstag befasste sich auch der EU-Gipfel mit dem Thema und forderte von Internetunternehmen, mehr für den Schutz der Privatsphäre ihrer Nutzer zu tun.

Auch Facebook ist im Zusammenhang mit dem Datenskandal ins Visier der Behörden geraten. Ranghohe US-Politiker forderten Zuckerberg am Freitag formell auf, sich vor einem Ausschuss in Washington kritischen Fragen zu stellen. Die Anhörung wird es aber wohl nicht vor dem Ende der Osterpause des Kongresses in rund zwei Wochen geben.

(Bild: APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner)


 Skandal dürfte teuer für Facebook werden
 
Für Facebook bedeutet der Datenskandal einen gewaltigen Imageschaden, der sich auch finanziell bemerkbar macht. Eine wachsende Zahl von Nutzern kehrt dem sozialen Netzwerk den Rücken, jüngst rief sogar WhatsApp-Mitgründer Brian Acton – Facebook hatte den Messenger 2014 für 19 Milliarden US-Dollar gekauft – Internetnutzer zur Löschung ihres Facebook-Kontos auf.

Die Facebook-Aktie stürzte seit Bekanntwerden der Affäre vor rund einer Woche von einem Kurs nahe 150 US-Dollar auf nunmehr knapp über 130 US-Dollar ab. Und die Talfahrt dürfte sich fortsetzen: Immer mehr Unternehmen – ihre Werbung ist Facebooks Haupteinnahmequelle – kehren dem Zuckerberg-Netzwerk den Rücken. 

(Bild: AP)

 So hat etwa Tesla-Chef Elon Musk die Seiten von SpaceX und Tesla auf Facebook gelöscht. Auch der US-Lautsprecherhersteller Sonos, die deutsche Commerzbank und der Browserhersteller Mozilla haben ihre Geschäftsbeziehungen zu Facebook beendet. 

Der Skandal könnte sich für Facebook letztlich gar zur Existenzkrise auswachsen. Wie das IT-Portal „Heise“ berichtet, drohen dem sozialen Netzwerk bei einer Strafe der US-Handelsaufsicht bis zu 40.000 US-Dollar Strafe pro Fall, in dem Daten weitergegeben wurden. Auf die 50 Millionen Betroffen hochgerechnet, wäre so eine Strafe von bis zu zwei Billionen US-Dollar denkbar.

Alexander Nix (Bild: AFP)
Alexander Nix

Cambridge-Analytica-Chef wurde suspendiert
 Der Geschäftsführer von Cambridge Analytica, Alexander Nix, war nach den Enthüllungen suspendiert worden. Heimlich gedrehte Aufnahmen des britischen Senders Channel 4 hatten gezeigt, wie er unter anderem damit prahlte, den Trump-Wahlkampf beeinflusst zu haben und andeutete, man verstehe sich auf Schmutzkübelkampagnen gegen Politiker – etwa, indem man ihnen Prostituierte schicke.

 Die Firma bestreitet derweil vehement, bei Facebook gesammelte Daten für die Trump-Kampagne verwendet oder für andere politische Zwecke missbraucht zu haben. Am Freitag kündigte Cambridge Analytica an, selbst eine Untersuchung in Auftrag gegeben zu haben, um sicherzugehen, dass die missbräuchlich beschafften Daten nicht mehr im Besitz der Firma sind.

Der neue Firmenchef Alexander Taylor entschuldigte sich in einer Erklärung für die Verwicklung von Cambridge Analytica in den Datenskandal. Die Firma habe die Daten von einem Forschungsunternehmen bekommen, das von den meisten Auskunftsgebenden „nicht die Zustimmung bekommen hatte“. Cambridge Analytica habe „geglaubt, dass die Daten in Übereinstimmung mit den Nutzungsbedingungen von Facebook und den Datenschutzbestimmungen beschafft wurden“.

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