Der chinesische Mobilfunkriese Huawei hat am Dienstag seine neue Android-Oberklassegeräte P20 und P20 Pro enthüllt. Nachdem man vergangene Woche mit dem erschwinglicheren Lite-Modell die Mittelklasse abdecken will, gibt es diesmal High-End-Hardware. Größte Neuerung: Das P20 Pro bietet im Kampf um den Android-Thron gleich drei Kameras auf (P20: 2), beide Geräte helfen der Kamera mit einem KI-Koprozessor bei Bildeinstellungen und -stabilisierung auf die Sprünge. krone.at hat die Neuheiten bereits angetestet. Hier alle Fakten.
Huawei hat sich Zeit gelassen, am Mobile World Congress vor wenigen Wochen Samsung, Sony und Nokia die Smartphone-Bühne überlassen und erstmal Tablet- und Ultrabook-Neuheiten gezeigt. Jetzt ist die Handy-Katze aber endlich aus dem Sack: Dem P10 folgt ein P20 nach, und zwar gleich in zwei Versionen.
Keine Klinke, drei Kameras
Es wird ein kompakteres P20 und ein etwas größeres P20 Pro geben, beide im lang gezogenen 18,7:9-Format und dem kontrovers diskutierten Branchentrend folgend ohne 3,5-Millimeter-Audioklinke. Das P20 Pro (UVP: 849 Euro) wird ab Mitte April in den Farben Black, Midnight Blue und Twilight erhältlich sein. Das P20 (UVP: 649 Euro) gibt es ab sofort in den Farben Black, Midnight Blue und Pink Gold im österreichischen Fachhandel sowie bei ausgewählten Mobilfunkanbietern.
Die wichtigsten Hardware-Daten im Überblick:
Huawei P20 (Huawei P20 Pro)
Was nicht aus der Tabelle hervorgeht: Der Prozessor der Huawei-Tochter HiSilicon besitzt einen eigenen Koprozessor, der künstliche Intelligenz in das Smartphone bringen soll. Wer jetzt befürchtet, die Science-Fiction-Dystopie „Terminator“ wird real, sei beruhigt: Bei der sogenannten Neural Processing Unit (NPU) handelt es sich „nur“ um einen Prozessor, der darauf ausgelegt ist, bestimmte Berechnungen ähnlich neuronaler Netze im menschlichen Hirn abzuwickeln – parallel und schnell.
NPU: Schnell bei Bildmanipulation
Das beschleunigt komplexe Aufgaben enorm, allerdings nur ganz bestimmte. Huawei fokussiert sich hier auf Bilderkennung und -manipulation. Die NPU rechnet beim Fotografieren Verwackler heraus, erkennt Motive und Szenarien, teilt der Kamera die korrekten Einstellungen mit und fasst die Kontrastinformationen der Schwarzweißkamera sowie das Material der Farbkamera zu einem nach Maßstab der KI gelungenen Ganzen zusammen.
Laut Huawei wird sogar automatisch ein Ästhetik-Rating zu jedem geknipsten Foto errechnet, das in der Album-App beim Sortieren helfen soll. Bei der Motiv- und Szenenerkennung blendet das System Tipps zur Bildkomposition ein.
Auch die restlichen Versprechungen zur Kamera sind beeindruckend. Ein extragroßer Sensor soll in Kombination mit der NPU-Unterstützung Fotos mit einer Lichtempfindlichkeit von bis zu ISO 51200 schießen können.Ein Farbsensor hilft bei der Nachbearbeitung, scharfgestellt wird per Laser-, Phasenvergleichs-, Tiefen- und Kontrast-Autofokus. Videos gibt es in 4K (ohne Bildstabilisierung), stabilisiertemFull-HD und in 960fps-Superzeitlupe (720p).
Erster Test: Beeindruckende Kamera(s)
Unser erster Eindruck von der Kamera des P20 Pro ist ein recht guter. Das Dreiergespann liefert in gutem wie in schlechtem Licht saubere Bilder. Die Motiverkennung lässt sich bisweilen eine halbe Sekunde Zeit, trifft dann aber – getestet bei Essen, Blumen, Menschen – korrekte Einstellungen.Der Autofokus arbeitet flott, die Auslösezeiten sind kurz.
Die KI-Bildstabilisierung kommt unserem Ersteindruck nach fast an optische Bildstabilisierung heran, filtert kleinere Verwackler selbst bei Nutzung des 5x-Zooms noch recht zuverlässig heraus. Der Nachtmodus mit langer Belichtung und KI-Stabilisierung produziert bei geringem Licht erstaunlich scharfe und schön ausgeleuchtete Bilder. Alles in allem scheint das P20 Pro viel aus der Dreifach-Kamera herauszuholen, wir sind hier schon auf ausführlichere Tests gespannt.
Saubere Haptik, coole Farbwechseloptik
Haptisch ist das Gerät auch gut gelungen: Durch das neue, längere Seitenverhältnis liegt es trotz mehr Diagonale besser in der Hand, selbst das Pro-Modell mit 6,1 Zoll ist so mit einer ordinären Männerhand noch fassbar. Die Gehäusekombination aus Metallrahmen und gefärbtem Glas macht einen stabilen Eindruck und macht optisch besonders in der Variante Flip-Flop-Farbwechsellack ordentlich etwas her, zieht aber auch Fingerabdrücke magisch an und lässt einen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss missen.
Am Display und Arbeitstempo war bei unserem ersten Antesten ebenfalls nichts auszusetzen. Das OLED-Display des P20 Pro erfreut das Auge mit viel Kontrast und strahlenden Farben, ist seitlich gut ablesbar und von tadelloser Schärfe. Beim P20 muss man auf das satte Schwarz verzichten, sieht sich aber davon abgesehen mit einem grundsoliden Display gegenüber. Der Prozessor ist für die meisten Aufgaben des Alltags schon direkt überdimensioniert, in Kombination mit dem großen RAM sind flüssige Bedienung und flotte App-Starts gewährleistet.
Guter Ersteindruck, aber noch offene Fragen
Einige Fragen sind noch offen: Wie lang hält der bei beiden Geräten durchaus üppig dimensionierte Akku in freier Wildbahn? Wie tut sich das P20 (Pro) in puncto Kamera mit seiner KI-Unterstützung außerhalb geschlossener Räumeund bei nicht zuvor vorbereiteten Motiven? Wie aufgeräumt ist die Software? Antworten darauf werden zeitnah in einem ausführlichen Test nachgeliefert.
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