Man hört vieles über Österreichs Gefängnisse, von Skandalen, von Zwischenfällen, von Überforderung, von Maßnahmen zur Resozialisierung von Gefangenen - und nicht zuletzt von der Verurteilung von Häftlingen, die Monate, Jahre, wenn nicht sogar die meiste Zeit ihres Lebens hinter Gittern verbringen. Doch wie läuft der Alltag hinter den Gefängnismauern tatsächlich ab, wie ergeht es Anstaltsleitern, Justizwachebeamten und auch Insassen Tag für Tag hinter den schweren Gitterstäben? Genau diese Fragen hat sich Autorin und „Krone“-Journalistin Monika Krisper gestellt. Antworten darauf gibt sie in ihrem neuen Buch „Der Häfen-Report. Was hinter Österreichs Gittern passiert“.
Es sind unbelehrbare Menschen, die sich wiederholt über das geltende Gesetz stellen, mögen viele über Gefängnisinsassen meinen und urteilen, die teils sogar den größten Teil ihres Lebens hinter Gefängnismauern verbringen - und in so manchem Fall mag das auch durchaus zutreffen.
Doch ist jeder Insasse von Grund auf schlecht, rücksichtslos, egoistisch, unfähig, Grenzen zu erkennen? Mitnichten, wie die umfangreichen Recherchen, Treffen und Gespräche mit jenen Menschen zutage förderten, die ihren Tag entweder vor oder hinter den Gitterstäben einer Zelle in Österreichs Gefängnissen verbringen. „Das Buch erklärt das System des Strafvollzugs in Österreich anhand von realen Beispielen und nimmt auch zu diversen Streitfragen Stellung“, so Krisper im Gespräch mit krone.at.
„Es hätte mich innerlich fast zerrissen“
Dass allein ein zerrüttetes Elternhaus das Leben eines Menschen auf den Kopf stellen kann und den Betroffenen so nach und nach vom rechten Weg abkommen lässt - auch befeuert durch dramatische Erlebnisse in Kindheitstagen -, wurde der Autorin mit jedem Gespräch stärker bewusst. So erinnert sich Krisper besonders an die Erzählungen eines Insassen der Grazer Karlau, der „unter anderem wegen Mordes“ seine Strafe verbüßt. „Er ist schon als Kleinkind von seinen Eltern weggekommen, ins Heim, wo Übelstes mit ihm angestellt worden ist. Manches hat er recht genau geschildert, wobei es mich innerlich fast zerrissen hätte. Einem kleinen, wehrlosen Menschen so viel Leid zuzufügen, das hatte damals ja System“, berichtet die Buchautorin.
Viele dieser Menschen, die schon früh Ungerechtigkeit, Schmerz und Misshandlung erfahren mussten, seien danach kriminell geworden, erzählt sie, um jedoch gleichzeitig auch zu betonen: „Das soll die schrecklichen Taten (wegen derer diese Personen im Gefängnis sitzen, Anm.) natürlich nicht rechtfertigen, doch hat man ihnen ja nichts anderes beigebracht! Wie hätten sie ein anständiges Leben erlernen sollen?“, gibt Krisper zu bedenken.
Doch auch die andere Seite, nämlich jene von Justizwachebeamten oder Leitern der österreichischen Gefängniseinrichtungen, wollte die Autorin in ihrem Buch beleuchten. Berichten über den teils steinigen Weg der Resozialisierung von Strafgefangenen mit dem Ziel, eine geringere Rückfallquote bei der Straffälligkeit zu erzielen – und nicht zuletzt auch hier mit möglichen Vorurteilen aufzuräumen. So stehen etwa weibliche Gefangene den männlichen, was etwa Auseinandersetzungen und Reibereien untereinander betrifft, oftmals um nichts nach. Vielmehr dauere es sogar länger, „bis wieder Ruhe eingekehrt“, weiß Krisper etwa aus Schilderungen einer Justizwachebeamtin zu schildern.
„Nicht pauschal über Häftlinge urteilen“
Bewirken möchte Krisper mit ihrem Buch jedenfalls, die Leser zum Nachdenken anzuregen, vor allem darüber, „wieso man nicht pauschal über Häftlinge urteilen und jeden Fall einzeln betrachten sollte. Immerhin kann es oft schneller gehen als man denkt, und man sitzt plötzlich vielleicht sogar selber ein ...“
Zweimal stellt Monika Krisper ihr Buch in Wien vor, am 5. April um 19 Uhr in der Buchhandlung Thalia in der Mariahilfer Straße 99 sowie am 20. April in der Landstraßer Hauptstraße. Der Eintritt ist frei.
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