Putin hilft Erdogan:
Türkei mit erstem Reaktor am Weg zur Atommacht
Als Symbol der Annäherung hat der russische Staatschef Wladimir Putin zum Auftakt seines zweitägigen Besuchs in der Türkei gemeinsam mit Präsident Recep Tayyip Erdogan den Startschuss zum Bau des ersten Atomkraftwerks der Türkei gegeben. Das seit Jahren vorbereitete Projekt wird gemeinsam mit dem russischen Konzern Rosatom vorangetrieben. Es soll insgesamt 20 Milliarden Dollar (16,3 Milliarden Euro) kosten und ab 2023 Strom produzieren. Das Atomkraftwerk stelle eine neue Etappe für die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei dar.
„Wir sind Zeuge eines wahrhaft historischen Augenblicks“, sagte Erdogan in einer Ansprache zur Eröffnung der Bauarbeiten. Die Rede wurde per Video von Ankara aus direkt zur Baustelle in der südlichen Provinz Mersin übertragen. Das geplante Atomkraftwerk Akkuyu solle zur „Energiesicherheit“ der Türkei ebenso beitragen wie zum „Kampf gegen den Klimawandel“. Die Dimension des Projekts sei „kaum zu übertreiben“, sagte Putin.
Bilder von der Baustelle zeigten im türkischen Fernsehen Arbeiter und ein Feuerwerk anlässlich des Baubeginns. Das Atomkraftwerk soll in Zukunft zehn Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Bereits im April 2015 war der Grundstein gelegt worden. Der erste der vier Reaktoren soll 2023 in Betrieb gehen, 2025 soll das Kraftwerk mit voller Auslastung am Netz sein.
Erste Auslandsreise Putins seit seiner Wiederwahl
Bei dem Besuch Putins in Ankara handelt es sich um die erste Auslandsreise des russischen Präsidenten nach seiner Wiederwahl am 18. März. Im vergangenen Jahr hatten sich Putin und Erdogan achtmal persönlich getroffen.
Auch Syrien-Krieg Thema bei Putin-Erdogan-Gipfel
Im Anschluss an die Eröffnung der Baustelle zogen sich Putin und Erdogan zu Gesprächen mit einem Schwerpunkt auf dem Konflikt in Syrien zurück. Am Mittwoch will der iranische Staatschef Hassan Rohani zu den Gesprächen stoßen. Russland und die Türkei stehen im Syrien-Krieg auf unterschiedlichen Seiten: Die Türkei unterstützt Rebellen, Russland steht ebenso wie der Iran hinter dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Zuletzt näherten sich die Türkei und Russland aber deutlich an. „Wir arbeiten eng mit Russland zusammen, um den Terrorismus und die Kämpfe in Syrien schnell zu beenden“, sagte Erdogan. Er wolle die Kooperation mit Russland „fortsetzen und weiter ausbauen, jeden Tag“.
Türkei: Keine Ausweisung russischer Diplomaten
Zusammen mit dem Iran hatten die Türkei und Russland im kasachischen Astana vergangenes Jahr Verhandlungen zur Beendigung des Syrien-Konflikts initiiert. Der Einfluss der drei Länder in Syrien könnte demnächst weiter wachsen, nachdem US-Präsident Donald Trump am Donnerstag in einer Rede ein baldiges Ende des Syrien-Einsatzes der US-Armee angekündigt hatte. Die Türkei beteiligte sich auch nicht an der Ausweisung russischer Diplomaten aus mehr als 20 Ländern als Reaktion auf den Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal in Großbritannien. Erdogan hatte verkündet, er werde nicht auf der Grundlage von „Unterstellungen“ gegen Russland vorgehen. Zudem sind Russland und die Türkei durch Waffengeschäfte und den Bau der Gaspipeline Turkstream im Schwarzen Meer verbunden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.