EU-Gelder verschwunden
Korruption in Ungarn: Geldwäsche lief über Wien
Der Korruptionsskandal in der ungarischen Regierung von Viktor Orban beschäftigt nun auch das FBI. Laut der Tageszeitung „Magyar Nemzet“ wurden mehr als vier Milliarden Euro an EU-Fördergeldern zur Geldwäsche in den Nahen Osten transferiert. Diese Transaktionen sollen auch über Wien gelaufen sein.
Wenige Tage vor den ungarischen Parlamentswahlen am Sonntag ist Ministerpräsident Viktor Orban in Erklärungsnot. Mehr als vier Milliarden Euro Fördergelder, die seine Regierung von der EU erhalten hat, sind futsch, behauptet die Zeitung „Magyar Nemzet“.
Über den Diamantenhandel und ein verschlüsseltes arabisches Bankensystem wurde das Geld in den Nahen Osten transferiert. Als ungarische Mittelsbank soll unter anderem die MKB-Bank gedient haben. Deren Mehrheitsanteil hat der Oligarch und Orban-Jugendfreund Lorinc Meszaros. Als arabische Investitionen in ungarische Villen und Schlösser getarnt, soll das Geld „gewaschen“ zurück in diverse ungarische Taschen geflossen sein. Das sagt ein ungarischer Kronzeuge in FBI-Gewahrsam aus.
Orban-Freund mit Terrorverbindungen?
Die US-Behörde nahm diesbezüglich bereits vor einiger Zeit Ermittlungen auf. Weil über besagtes arabisches Bankensystem auch der internationale Terrorismus finanziert wird. Dadurch wird auch Orbans freundschaftliches Verhältnis zum im Jänner des vergangenen Jahres verstorbenen saudiarabischen Geschäftsmann Ghaith Pharaon wieder interessant. Dieser stand unter anderem wegen Betrugs seit 1991 auf der Fahndungsliste des FBI und soll Verbindungen zu Terrororganisationen gehabt haben. Pharaon erwarb vor einigen Jahren eine hochwertige Immobilie in Budapest direkt neben dem Anwesen von Viktor Orban.
Die Zeitung „Magyar Nemzet“ beruft sich auf Informationen des FBI, wonach der illegale Geldtransfer teilweise auch über Wien gelaufen sein soll. Große Mengen an Bargeld im Bereich von fünf bis sechs Millionen Euro wurden in leeren Wiener Wohnungen deponiert, heißt es. Vonseiten der ungarischen Regierung wird vehement dementiert.
Außenminister Peter Szijjarto meinte sinngemäß, die Opposition versuche, mit solch absurden Geschichten ihre „sichere Niederlage“ bei der Wahl am kommenden Sonntag in Grenzen zu halten. Orban selbst reagiert auf jede Art von Kritik mit Drohungen. Sein Image hat aber beträchtlichen Schaden erlitten.
Clemens Zavarsky, Kronen Zeitung
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