Der jüngste Facebook-Datenschutzskandal hat offenbar deutlich größere Ausmaße als bislang angenommen! Möglicherweise seien persönliche Informationen von bis zu 87 Millionen Nutzern - davon potenziell 33.568 in Österreich - an die britische Politikberatungsfirma Cambridge Analytica zweckwidrig weitergegeben worden, schrieb Technikchef Mike Schroepfer am Mittwoch in einem Blogbeitrag. In Medienberichten war bisher von 50 Millionen Nutzern die Rede gewesen.
Bei dem Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App („thisisyourdigitallife“) Informationen von Nutzern an die Analysefirma Cambridge Analytica weitergereicht. Dabei geht es nicht nur um die Daten der Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. In Österreich hätten 13 Personen diese Umfrage-App installiert, teilte ein Facebook-Sprecher mit. Die Zahl der potenziell weiteren Betroffenen - „also Personen, deren Daten möglicherweise mit der App geteilt wurden, weil Freunde sie installiert hatten“ - liegt bei bis zu 33.555. Insgesamt, rechnet der Sprecher vor, könnte es demnach in Österreich möglicherweise 33.568 Betroffene geben.
Das neue Eingeständnis erhöht die Nöte von Facebook, das wegen des gigantischen Missbrauchs von Nutzerdaten ohnehin schon unter massivem juristischen und politischen Druck steht. Cambridge Analytica hatte sich mit Hilfe der abgeschöpften Daten eine wertvolle Datenbank zulegt, die dann für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein soll. Behörden in den USA wie in Großbritannien haben deshalb Ermittlungen eingeleitet. Auch laufen beiderseits des Atlantik parlamentarische Untersuchungen.
Zuckerberg wird im US-Kongress zu dem Skandal aussagen
Facebook-Chef Mark Zuckerberg willigte ein, am kommenden Mittwoch im US-Kongress zu dem Skandal auszusagen. Seine Anhörung findet vor dem Handelsausschuss des Repräsentantenhauses statt, wie der republikanische Ausschussvorsitzende Greg Walden und der Vertreter der oppositionellen Demokraten, Frank Pallone, mitteilten. Durch die Befragung sollten die US-Bürger besser verstehen, „was mit ihren persönlichen Daten online geschieht“.
Erste Gegenmaßnahmen starten
Zuckerberg hatte sich in den vergangenen Tagen für den Datenmissbrauch entschuldigt und eine Reihe von Reformen in dem Online-Netzwerk angekündigt. Die Nutzer sollen sich unter anderem einfacher einen Überblick darüber verschaffen können, welche ihrer persönlichen Daten von Facebook gespeichert worden sind. Auch soll es ihnen erleichtert werden, solche Daten zu löschen. Ein neues Menü soll es ihnen ermöglichen, rasch die Sicherheit ihres Accounts zu erhöhen.
Die Neuerungen sollen nach Angaben von Technikchef Schroepfer am Montag installiert sein. Die User sollten dann auch in die Lage versetzt werden, Apps zu beseitigen, die sie nicht mehr wollten. Sie würden außerdem darüber in Kenntnis gesetzt, ob ihre Informationen möglicherweise unerlaubt an Cambridge Analytica gegangen seien. Die britische Firma hatte die Nutzerdaten mittels einer App mit einem Persönlichkeitstest abgefischt. 270.000 Menschen beteiligten sich an diesem Test. Doch mittels der App erlangte Cambridge Analytica auch Zugriff auf die Daten von Facebook-„Freunden“ der Testteilnehmer, was die enorme Zahl der Betroffenen erklärt.
Der Zugriff von Apps auf solche Nutzer, die das Miniprogramm gar nicht selbst heruntergeladen haben, ist seit 2014 bei Facebook nicht mehr möglich. Das Unternehmen räumte jedoch ein, dass Nutzer weiterhin nicht ausreichend gegen missbräuchliche Zugriffe auf ihre Daten geschützt sind.
Behebung der Datenprobleme dauert „einige Jahre“
Zuckerberg machte sogar vor einigen Tagen selber deutlich, dass die jetzt angefassten Neuerungen bei weitem nicht reichten. Es werde „einige Jahre“ brauchen, um die Probleme mit dem Schutz von Nutzerdaten zu beheben, sagte er dem US-Nachrichtenportal „Vox“. Er wünschte, er könnte alle diese Probleme in drei oder sechs Monaten lösen, doch sei eine „längere Zeitspanne“ nötig, sagte er. Facebook werde sich aus „diesem Loch herausgraben“, doch werde diese einige Jahre dauern. Der Skandal berührt den Kern des Geschäftsmodells von Facebook und anderen Branchengrößen wie Google oder Twitter, das auf der massiven Sammlung von Daten über seine Nutzer beruht.
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